# taz.de -- heute in hamburg: „Wir brauchen Investitionen“ | |
Interview Mareen Butter | |
taz: Deutschlands Staatsschulden sanken in den letzten Jahren – wofür | |
braucht es da eine Schuldenuhr, Herr Gläser? | |
Elias Gläser: Nur die Schulden des Bundes sanken leicht und das ist bitter | |
erkauft: Dadurch, dass Deutschland die Folgen der Finanzkrise einfach auf | |
andere Länder der Euro-Zone abgewälzt hat und dass vom Schuldendienst die | |
Reichen noch reicher gemacht werden, während die materielle Substanz einer | |
gedeihenden Gesellschaft Schritt für Schritt auch hier zerstört wird. Vor | |
allem sind nicht die Schulden das Problem, sondern die unregulierte | |
Bankenmacht. | |
Auch in Hamburg? | |
In Hamburg steigen die Schulden stetig – laut dem Statistischen Bundesamt | |
aktuell um 67 Euro pro Sekunde. Das Vermögen der reichsten zehn Prozent | |
wächst hingegen um 230 Euro pro Sekunde. Hamburg hat damit eine | |
Verschuldung von 39,4 Milliarden Euro, während die reichsten zehn Prozent | |
der Hamburger 193,8 Milliarden besitzen. Schon mit der ersten Uhr wollten | |
wir deshalb ein Ermutigungssignal setzen, doch die Uhr fiel 2016 einem | |
Brandanschlag zum Opfer. | |
Wollten die HamburgerInnen die Schuldenuhr nicht? | |
Wir hatten sehr polarisierende Reaktionen, was auch beabsichtigt war. Die | |
Leute haben sofort wissen wollen, was wir damit ausdrücken wollen. Viele | |
fanden großartig, dass endlich mal jemand das Missverhältnis von Oben und | |
Unten so auf den Punkt bringt. Wir haben auch viel Unterstützung aus der | |
Uni erhalten. Die, die sich an der Uhr ausgetobt haben, waren meist solche, | |
die gern behaupten, dass es sich dabei nur um eine „Neiddebatte“ handele. | |
Ist an der These was dran? | |
Nein. Manchen Leute fällt es nur offenbar sehr schwer, außerhalb | |
egoistischer Kategorien zu denken. Es gibt einen fundamentalen Unterschied | |
zwischen auf Steueroasen geparkten Milliarden und sozialen Investitionen. | |
Ersteres wird einer Volkswirtschaft entzogen zum privaten Vorteil, | |
letzteres wird sofort wieder ausgegeben, befördert die Produktivität und | |
kommt somit allen zu Gute. Als wir die erste Uhr 2011 aufstellten, war das | |
auch, um auf die dramatische Lage in Griechenland aufmerksam zu machen. | |
Zeitgleich hatten wir an der Uni viel mit Sparpolitik zu tun. | |
Das ist einige Jahre her – warum jetzt eine zweite Uhr? | |
An der Problematik der Schuldenbremse hat sich nichts verändert. Wir | |
brauchen Investitionen in Bildung, Kunst und Wissenschaft, Infrastruktur | |
und soziale Verbesserungen für die gesellschaftliche Entwicklung und keine | |
Sozialkürzungspolitik. Die befördert den Aufstieg der Rechten, wie man | |
sehen kann. Die Zeit ist reif, diese Politik zu beenden. | |
Wiedereröffnung der Schulden- und Vermögensuhr: 17 Uhr, Vorplatz des | |
Uni-Hauptgebäudes, Edmund-Siemers-Allee 1 | |
27 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Mareen Butter | |
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