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# taz.de -- Störche, die sich auf die Beine machen
> Tiere und Pflanzen brauchen Licht zum Leben – aber nicht zu viel. Ihre
> Strategien gegen Überhitzung und Sonnenbrand sind vielfältig
Bild: Herrlich, so ein Schlammbad! Und gut gegen die Sonne
Von Johanna Kleibl
Bei Flusspferden kommt der Sonnenschutz von innen. Mittels spezieller
Hautdrüsen sondern sie hilfreiche Sekrete ab, die sich nach kurzer Zeit an
der Luft verfärben. Das Flusspferd beginnt rötlich zu schimmern. Diese
körpereigene Sonnenmilch schützt nicht nur vor UV-Strahlung, sondern wirkt
auch antibakteriell.
Sonnenlicht ist die Voraussetzung fast allen Lebens – und gleichzeitig ist
es eine Bedrohung. Tiere und Pflanzen haben verschiedene Strategien
entwickelt, mit der Sonne zu leben und sich gleichzeitig vor Sonnenbrand,
vorm Überhitzen und Austrocknen zu schützen. Viele Lebewesen bringen wie
die Nilpferde ihren eigenen Sonnenschutz mit, zudem haben Tiere
Verhaltensweisen entwickelt, die sie vor Hitze und UV-Strahlung schützen.
Weit verbreitet ist dabei das Schlammbad. Nicht nur Schweine lieben es,
sich im Dreck zu suhlen. Auch Elefanten suchen gerne schlammige
Wasserlöcher auf, wälzen sich, stampfen im Wasser und schleudern die Brühe
mit ihrem Rüssel durch die Luft. Das erfrischt an heißen Tagen, und die
getrocknete Kruste schützt die Haut anschließend vor Sonnenstrahlen.
Ist kein Wasserloch verfügbar, nutzen die Elefanten ebenso gerne Sand und
trockene Erde, die sie mit ihrem Rüssel über ihren Körper pusten. Noch
einen weiteren Effekt hat diese Art von Dusche: Die aufgetragene Schicht
hält Parasiten von der Haut fern.
Auch Störche wissen sich bei sommerlicher Hitze zu helfen. An heißen Tagen
breiten sie ihre Flügel aus und stellen die Federn auf. Die Vögel sind auch
in der Lage, sich selbst zu einer feuchten Erfrischung zu verhelfen: Wird
es ihnen zu heiß, zielen Störche mit ihren Ausscheidungen auf ihre Beine
und machen sich die Verdunstungskälte des flüssigen Kots zunutze.
Wechseln wir an dieser Stelle ins Wasser und wenden uns dem Zebrabärbling
zu, einem kleinen, längs gestreiften Karpfenfisch, der im südlichen Asien
in flachen Tümpeln und Reisfeldern lebt. Er zeichnet sich dadurch aus, dass
die Fisch-Embryonen vollständig außerhalb der Mutter entwickeln und in den
ersten Tagen ihres Lebens zudem durchsichtig sind.
Bekommt der Fischnachwuchs Sonnenlicht ab, wird sein Körper vorübergehend
dunkler und damit auf der Stelle widerstandsfähiger gegen die schädliche
Wirkung der UV-Strahlung. Das Pigment Melanin, das auch für die Farbe
menschlicher Haut verantwortlich ist, wandelt einen Großteil der
Strahlungsenergie in Wärme um. In den Pigmentzellen der jungen
Zebrabärblinge sind die Farbstoffe konzentriert und entfalten ebenfalls
erst dann Wirkung, wenn die Fische Sonnenlicht ausgesetzt sind: Der Fisch
erscheint dunkler.
Fehlen noch Pflanzen, die sich besonders gut auf das Leben mit dem
Sonnenlicht angepasst haben. Sie brauchen es für ihren Stoffwechselvorgang,
die Photosynthese. Gleichzeitig müssen sie sich vor dem Austrocknen und vor
UV-Schäden schützen. Viele Pflanzen wachsen dem Licht entgegen und richten
sich, wie die Sonnenblume, kontinuierlich nach dem Stand der Sonne aus.
Angetrieben von deren Energie wandeln die grünen, chlorophyllhaltigen Teile
der Pflanze das CO2 aus der Luft in Sauerstoff und in energiereiche
Kohlenhydrate um. Lichtenergie wird in chemische Energie umgewandelt.
Pflanzen bilden unterschiedliche Blatttypen aus, je nachdem, ob diese viel
Sonne abbekommen oder immer im Schatten liegen. Sonnenblätter im äußeren
Bereich der Baumkrone können bei starkem Licht besonders effizient
Photosynthese betreiben. Die Schattenblätter im inneren Bereich der
Baumkrone erreichen ihre optimale Photosyntheseleistung schon bei geringem
Licht.
Eine wichtige Rolle beim pflanzlichen Sonnenschutz spielen Carotinoide, die
in Form von Betacarotin auch aus der Karotte bekannt sind. In der Pflanze
schützen Carotinoide das Gewebe vor Oxidationsreaktionen mit
Sauerstoffradikalen.
Um sich vor dem Austrocknen zu schützen, sind Pflanzen ebenfalls gut
gewappnet. Ist wenig Wasser in ihren Zellen, schließen sich die
Spaltöffnungen, die für die pflanzliche Transpiration verantwortlich sind.
Meist liegen diese an der Blattunterseite.
Bei Kakteen und Pflanzen, die sich an trockene Standorte angepasst haben,
sind sie tief in die Oberfläche eingesenkt. Viele dieser Pflanzen schützen
sich außerdem durch feine Härchen, eine robuste Struktur der Blätter und
eine verhältnismäßig geringe Blattoberfläche.
9 Jun 2018
## AUTOREN
Johanna Kleibl
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