# taz.de -- Ein ungültiges Gesetz | |
> Der Datenschutzbeauftragten Imke Sommer sind momentan formal die Hände | |
> gebunden – weil die Bürgerschaft es verschlafen hat, ein Gesetz | |
> rechtzeitig anzupassen | |
Bild: Ihrer Arbeit fehlt die rechtliche Grundlage: Imke Sommer, Landesbeauftrag… | |
Von Lukas Thöle | |
Der Landesbeauftragten für Informationsfreiheit, Imke Sommer, sind seit | |
zwei Wochen formal die Hände gebunden. Die Bürgerschaft hat das | |
Informationsfreiheitsgesetz (BremIFG) nicht rechtzeitig an die | |
Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) angepasst. Paragraph 13 des BremIFG | |
verweist noch auf ein Datenschutzgesetz, das seit dem 25. Mai nicht mehr | |
gilt. Paragraph 13 regelt die Aufgaben der | |
Informationsfreiheitsbeauftragten. Dort steht: „Die Bestimmungen des | |
Bremischen Datenschutzgesetzes gelten entsprechend.“ Genau dieses Gesetz | |
hat die DSGVO aber ersetzt. | |
„Die Befugnisse gibt es jetzt nicht mehr“, sagt Thomas von Zabern von der | |
Bremer Initiative für Informationsfreiheit und Transparenz. Denn kleinlich | |
betrachtet fehlt der Informationsfreiheitsbeauftragten damit die rechtliche | |
Grundlage. Sie könnte jetzt keine Verstöße beanstanden und auch keine | |
Gutachten erstellen. Weiterhin könnte die Verwaltung ihr die Zusammenarbeit | |
verweigern. „Imke Sommer ist auf das Wohlwollen der Behörden angewiesen“, | |
sagt von Zabern. | |
Das zuständige Finanzressort bestätigt, dass das BremIFG an dieser Stelle | |
auf ein veraltetes Gesetz verweist. „Für die praktische Umsetzung hat dies | |
keine Auswirkungen, da eine eindeutige Beauftragung durch den bremischen | |
Gesetzgeber vorliegt“, sagt Sprecherin Dagmar Bleiker. Ein neuer | |
Gesetzentwurf werde derzeit beraten und bald in die Bürgerschaft | |
eingebracht. Es sei nicht geplant, die Möglichkeiten von Sommer | |
einzuschränken. | |
„Ich gehe davon aus, dass zumindest meine bisherigen Befugnisse weiterhin | |
bestehen“, sagt Sommer. Trotzdem hat sie die Finanzsenatorin schriftlich | |
gebeten, das Gesetz schnell anzupassen. Laut dieses Schreibens habe die | |
Unklarheit eine „gravierende Auswirkung“ auf ihre Tätigkeit. Denn aktuell | |
seien zwei Lesarten möglich. Entweder bleiben die bisherigen Befugnisse | |
nach dem alten Gesetz bestehen und alles bleibt, wie es ist. Oder ihre | |
Befugnisse ergeben sich direkt aus der DSGVO und dem dazugehörigen | |
Ausführungsgesetz für Bremen. Das würde bedeuten, dass Sommer mehr | |
Befugnisse hat als bisher. „Ich würde das selbstverständlich begrüßen“, | |
sagt Sommer. Ihr Schreiben an das Finanzressort beinhaltet einen | |
Änderungsvorschlag, der sich an der DSGVO orientiert. Ob der aktuelle | |
Gesetzentwurf darauf eingeht, verrät das Finanzressort noch nicht. | |
Rainer Hamann, Sprecher für Informationsfreiheit der SPD-Fraktion, sagt: | |
„Das wurde übersehen.“ Bei dem großen Umfang der DSGVO seien | |
Unstimmigkeiten aber nicht auszuschließen. Miriam Strunge (Linke) nennt die | |
Situation „misslich“. Sie sei aber „optimistisch“, dass die Bürgerscha… | |
diese Baustelle spätestens nach der Sommerpause schließt. Susanne Grobien | |
(CDU), Vorsitzende des Ausschusses für Informationsfreiheit, sagt: „Eine | |
Korrektur des Gesetzes erscheint in der Tat notwendig und wird von mir bei | |
den weiteren Beratungen berücksichtigt.“ | |
Die Initiative für Informationsfreiheit und Transparenz spricht von „einem | |
weiteren Stein im Puzzle der Missachtung“ der Informationsfreiheit in | |
Bremen. Es gebe in der Politik und der Verwaltung die grundsätzliche | |
Haltung, das Gesetz zu übersehen. Auch Sommer sagt, dass einige Bereiche | |
der Verwaltung auch nach zwölf Jahren nur wenig Kontakt mit dem Gesetz | |
hatten. | |
Bremer Behörden veröffentlichen ihre Dokumente noch immer langsam und in | |
den Verträgen bleiben viele Stellen geschwärzt (taz berichtete). Nur etwa | |
18 Prozent der veröffentlichungspflichtigen Verträge sind bisher online | |
zugänglich. „Ich möchte die Menschen erneut ermutigen, ihr Recht auf Zugang | |
zu amtlichen Informationen zu nutzen“, sagt Sommer. Sie verweist auf das | |
Transparenzportal und individuelle Anträge. „Und wenn es hakt, wenden Sie | |
sich an uns.“ | |
Anders als die Initiative für Informationsfreiheit und Transparenz sieht | |
Sommer ihre Unabhängigkeit durch die Haushaltshoheit der Bürgerschaft nicht | |
gefährdet. Laut DSGVO müsste ihrer Behörde aber genügend Geld und andere | |
Ressourcen zukommen. „Und da ist in Bremen noch viel Luft nach oben“, sagt | |
Sommer. | |
Die Bürgerschaft habe ihr bislang kein neues Personal zugeteilt. Durch die | |
DSGVO dürften die Aufgaben ihrer Behörde aber zunehmen. | |
11 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Lukas Thöle | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |