# taz.de -- Zum Glück war da Puju | |
> Eigentlich wollten wir heimlich heiraten, aber das hat uns die deutsche | |
> Bürokratie versaut: Die besteht auf einer Geburtsurkunde im Original | |
Von Annika Stenzel | |
Mein Mann und ich sind Deutsche, haben beide einen deutschen Pass. Mein | |
Mann wurde in Rumänien geboren, mit sechs Jahren kam er nach Deutschland | |
und wurde eingebürgert. Ich bin in der Schweiz geboren, die deutsche | |
Staatsbürgerschaft habe ich von Geburt an. | |
Wir sind schon viele Jahre zusammen, irgendwann beschlossen wir zu | |
heiraten. Aber der Weg dahin war ziemlich steinig. Unser Plan war | |
eigentlich, nur zu zweit zu heiraten, niemandem etwas sagen, ein kleines | |
Geheimnis nur für uns. Das hat uns die deutsche Bürokratie versaut. Aber | |
richtig. | |
Beim Standesamt hatten wir einen Termin gemacht und vorher schon im Netz | |
recherchiert, was wir brauchen würden: Personalausweis, Meldebescheinigung, | |
eine sogenannte Ledigkeitsbescheinigung und eine „vollständige, | |
beglaubigte, aktuelle (bei Anmeldung nicht älter als 6 Monate) Abschrift | |
aus dem Geburtenregister“, also eine Geburtsurkunde. Wer nicht von Geburt | |
an deutsch ist, braucht zusätzlich noch einen Staatsangehörigkeitsausweis | |
oder eine Einbürgerungsurkunde. | |
Einen gültigen Perso besaßen wir beide, die Melde- und die | |
Ledigkeitsbescheinigung waren leicht im Einwohnermeldeamt zu besorgen, aber | |
unsere Geburtsurkunden lagen noch bei unseren Eltern. Jedenfalls meine, | |
mein Mann wusste gar nicht, ob er eine hatte. Beim Zivilstandamt Basel | |
konnte ich die Geburtsurkunde online bestellen, in weniger als einer Woche | |
war sie da, das Ganze kostete 30 Schweizer Franken, also etwa 25 Euro. | |
Mein Mann hatte eine beglaubigte Übersetzung seiner Geburtsurkunde und | |
seine Einbürgerungsurkunde, damit machten wir uns auf den Weg zum | |
Standesamt. Der Termin war kurz: ohne eine Geburtsurkunde im Original | |
(vertrauen die hamburgischen Behörden den bayerischen nicht, die das | |
Original übersetzt hatten?) keine Hochzeit. | |
Doch wie sollten wir die bekommen? Nun mussten wir also doch die Eltern | |
meines Mannes einweihen, die hatten aber auch leider keine Geburtsurkunde | |
im Original. Was nun? Beim erneuten Termin beim Standesamt wurden uns | |
folgende Möglichkeiten aufgezeigt: Entweder wir beantragen die | |
Geburtsurkunde beim rumänischen Konsulat, das könne aber mehrere Wochen | |
dauern, oder wir fahren nach Rumänien und besorgen sie selbst oder finden | |
jemanden dort, der das für uns tut. Eine Reise nach Rumänien war nicht | |
geplant und der Hochzeitstermin sollte in wenigen Monaten sein. | |
Die Eltern meines Mannes kontaktierten alte Bekannte im Geburtsort meines | |
Mannes in Rumänien. Sie fanden Puju, einen ehemaligen Nachbarn. Mein Mann | |
schrieb eine Vollmacht, die Puju in Rumänien brauchen würde, um dort beim | |
Standesamt die Geburtsurkunde abzuholen. Die Vollmacht wurde von einem | |
Notar beglaubigt und übersetzt und mit einer sogenannten Apostille | |
versehen, das ist eine Art Stempel, der die Echtheit internationaler | |
Dokumente bestätigt. Ein Wachssiegel verschloss den Umschlag, das alles | |
wurde nach Rumänien geschickt. | |
Puju konnte dann damit in Rumänien die Original-Geburtsurkunde abholen, | |
musste diese wieder von einem Notar mit einer Apostille versehen lassen, | |
und dann konnte er sie uns schicken. Wir mussten damit wieder zum Notar | |
gehen, sie übersetzen lassen. | |
Und dann, ja, dann konnten wir endlich heiraten. | |
26 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Annika Stenzel | |
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