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# taz.de -- heute in hamburg: „Die Bibliothek als stiller Ort ist Vergangenhe…
Interview Mareen Butter
taz: Frau Wilkin, braucht man Bibliotheken heutzutage bei dem Fortschritt
der Digitalisierung überhaupt noch?
Susanne Wilkin: Ja, denn Digitalisierung ersetzt niemals menschliche
Begegnungen. Bibliotheken sind heute mehr noch als früher zu sogenannten
dritten Orten geworden. Menschen suchen uns auf, um bei uns zu arbeiten und
gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. In den letzten zwei Jahrzehnten ist
der Bedarf an Aufenthaltsqualität größer geworden: Je mehr Arbeitsplätze
wir allerdings einrichten, desto mehr Bedarf entsteht.
Was hat sich in den letzten 150 Jahren in Bibliotheken verändert?
Heute hat der Kunde Zugang zu einer umfangreichen E-Medien-Plattform, die
das bekannte Angebot an Büchern, CDs und Filmen mindestens verdoppelt und
ihm ermöglicht, auch unabhängig von Öffnungszeiten jederzeit darauf
zuzugreifen.
Steht die Tendenz hin zur Videothek nicht im Widerspruch zu der Idee, mehr
Menschen zum Lesen zu bewegen?
Kunden nutzen immer beides. Um zum Beispiel Jungs zu erreichen, muss man
sie erst mal in die Bücherhalle locken und zwar am besten mit einem guten
Videospiel- und Veranstaltungsangebot. Dann fangen sie selbst zu lesen an,
denn sie entdecken: Ach, hier gibt es ja noch mehr.
Was halten Sie davon, Büchereien an Sonn- und Feiertagen zu öffnen?
Büchereien sind inzwischen am Wochenende extrem gut besucht, insbesondere
von Familien. Insofern ist die Bibliothek als stiller Ort Vergangenheit.
Die Möglichkeit, einen nicht kommerziellen Ort nutzen zu können, ist sehr
erstrebenswert, gerade auch sonntags.
Allerdings will doch niemand sonntags arbeiten!
Das wissen wir nicht bei geänderten Voraussetzungen. Die Bücherhalle in
Finkenwerder ist bereits jetzt eine Open Library. Dorthin kann der Kunde
mit seiner Karte kommen, auch ohne dass Personal vor Ort ist. Das
funktioniert wunderbar. Dieses Angebot könnte jederzeit auf sonntags
ausgeweitet werden.
Wie konnte die Finkenwerder Bibliothek so lange bestehen, während andere
Stadtteilbüchereien schließen mussten?
Finkenwerder ist ein sehr geschlossener Stadtteil, in dem die Einwohner
eine überaus enge und selbstverständliche Bindung zu ihrer Bücherhalle
haben.
23 May 2018
## AUTOREN
Mareen Butter
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