# taz.de -- Keine Frage des Würfelglücks | |
> Beim Internationalen Tag der Familie: spielerischer Protest zum | |
> Familiennachzug vor dem Bundestag | |
Von Serdar Arslan | |
Jubel bricht aus, denn die Gruppe in den roten Overalls hat eine Sechs | |
gewürfelt. Sie steht am Dienstag auf einem riesigen, neben dem Bundestag | |
ausgelegten „Mensch ärgere Dich nicht“-Spielbrett. In jeder Ecke steht eine | |
andere Gruppe, gewürfelt wird um den Familiennachzug. In den Händen hält | |
man Plakate, auf denen steht: „Mit Menschenrechten spielt man nicht!“ | |
„Eine Sechs zu würfeln ist das Gleiche, wie einen Termin bei einer | |
Botschaft zu bekommen“, klärt Dorothea Lindenberg von der „Initiative | |
Familie für alle“ auf. „Das wiederum ist die Voraussetzung für ein Visum.… | |
Lindenberg und ihre Initiative haben sich am Internationalen Tag der | |
Familie etwas Besonderes ausgedacht. Auf dem Spielbrett beim Bundestag | |
stehen Mitglieder der Initiative und subsidiär Schutzberechtigte. Sie | |
würfeln darum, wer seine Familie zu sich nach Deutschland holen darf. Grund | |
für den ungewöhnlichen Protest sind geplante Einschränkungen beim | |
Familiennachzug. Die Große Koalition hat den Familiennachzug für subsidiär | |
Schutzbedürftige bereits bis Juli 2018 ausgesetzt. Subsidiär | |
Schutzbedürftige sind Geflüchtete, die nicht als Flüchtlinge nach der | |
Genfer Konvention anerkannt sind. Allerdings genießen sie einen | |
Aufenthaltsstatus, wenn in ihrem Herkunftsland unmittelbare Bedrohungen | |
vorhanden sind, etwa in Krisengebieten wie Syrien. | |
Auch Mohamed Malas, der bei der Demonstration für die arabische Übersetzung | |
sorgt, ist von der geplanten Änderung betroffen. 2015 ist er von Syrien | |
nach Deutschland geflüchtet, seit Oktober 2016 als subsidiär | |
Schutzbedürftiger anerkannt. „Das ist ein Spiel mit Menschenleben, | |
Grundrechte dürfen nicht von Quoten abhängig sein“, sagt Malas. Den Antrag | |
für Familiennachzug hat er im Dezember 2016 bei der deutschen Botschaft im | |
Libanon gestellt. Zunächst hieß es, er müsse acht bis zwölf Monate warten, | |
doch noch immer hat sich nichts getan. „Meine Frau lebt außerhalb von | |
Damaskus, immer wieder fallen dort Bomben“, erzählt er. | |
Die Bundesregierung plant ab August 2018 mit einem Kontingent von 1.000 | |
Personen, denen im Rahmen des Familiennachzugs aus humanitären Gründen die | |
Einreise erlaubt wird. Das gilt für Ehepartner und Eltern minderjähriger | |
Kinder. Ausgenommen sind Geschwister oder Ehepartner, bei denen die Ehe | |
nicht im Herkunftsland geschlossen wurde. | |
16 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Serdar Arslan | |
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