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# taz.de -- american pie: Kurzer Prozess
> Die Philadelphia 76ers stehen im Viertelfinaleder NBA-Playoffs. Nach
> schwierigen Jahren könnten sie nun ganz schnell belohnt werden
Brett Brown hatte Spaß am Montagabend in Boston. Und das, obwohl die von
ihm trainierten Philadelphia 76ers gerade den Auftakt der Playoff-Serie der
Eastern Conference Semi Finals – der NBA-Viertelfinals – bei den
gastgebenden Celtics verloren hatten. „Ich bin mit dieser Rivalität
aufgewachsen“, sagte Brown direkt nach der 101:117-Niederlage. Der
57-Jährige stammt aus der Region und erinnerte sich an die großen Zeiten
beider Teams in den vergangenen Jahrzehnten.
„Als kleiner Junge waren diese Duelle Teil meiner Basketball-Erziehung, ich
bin damit aufgewachsen. Jetzt sieht es ganz so aus, als wären beide auf dem
richtigen Weg.“ Auch Philadelphia-Center Joel Embiid würdigte die
leidenschaftliche Atmosphäre im Bostoner TD Garden: „Ich liebe es, wenn die
Fans so mitgehen. Das sollen sie ruhig so weitermachen, dann sehen wir,
wohin das führt.“
Sowohl die Celtics als auch die 76ers sind nach vielen schwachen Jahren
wieder erstarkt, doch besonders für die Korbjäger aus Pennsylvania sind
diese Conference Semi Finals der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung,
die als „Trust the Process“ in die NBA-Geschichte eingegangen ist. Jener
„Prozess“ kurz zusammengefasst: Das Management der einst glorreichen 76ers
nahm es über Jahre mindestens in Kauf, im Tabellenkeller der Liga
beheimatet zu sein – anfänglich auch aus finanziellen Gründen. Etablierte
Spieler mit üppigen Verträgen wurden weggeschickt in der Aussicht auf
junge, hochkarätige Spieler beim jährlichen NBA-Draft, bei dem die 30 Teams
die besten Spieler der US-Colleges und aus dem Rest der Welt auswählen.
Denn nach einem umständlichen Verfahren dürfen die schlechtesten
Mannschaften zuerst wählen.
Das Schicksal aber wollte es den Verantwortlichen dann doch nicht ganz so
leicht machen. Denn 2014 bekam Philadelphia tatsächlich den „Top-Pick“,
durfte also an erster Stelle auswählen und sicherte sich den
hochtalentierten Center Embiid – obwohl schon damals klar war, dass der
Kameruner wegen einer Fraktur im Fuß frühestens nach sechs Monaten spielen
können würde. Es blieb bei der Wunschvorstellung. Embiid fiel letztendlich
für seine komplette erste Saison aus, weitere Komplikationen der Verletzung
ließen ihn dann auch sein zweites Jahr verpassen. 2016 durften die Sixers
erneut an erster Stelle beim Draft auswählen und entschieden sich für
Top-Talent Ben Simmons. Es kam, wie es fast kommen musste: In der
Saisonvorbereitung zog sich Simmons ebenfalls eine komplizierte
Fußverletzung zu, die ihn das ganze Jahr außer Gefecht setzte.
Die treuen Fans in Philadelphia mussten für diese vielversprechende Zukunft
beschämend schlechte Spielzeiten ertragen. Tiefpunkt: Die Saison 2015/16,
in der nur zehn von 82 Saisonspielen gewonnen werden konnten.
2017/18 aber ging der Langzeitplan endlich auf: Embiid und Simmons bilden
ein furioses Duo. Embiid überzeugt als Center mit starken Zahlen in der
Offensive und bei Rebounds und Blocks. Simmons überragt mit seinem
vielseitigen Spiel, das es ihm ermöglicht, mit 2,08 Metern auf der
Spielmacherposition zu brillieren, auf der eigentlich meist kleine, wendige
Akteure zum Einsatz kommen.
Auch der Rest des Kaders ist hochkarätig und meist jung besetzt, allen
voran mit dem kroatischen Flügelspieler Dario Saric (24), dem talentierten
19-jährigen Aufbauspieler Markelle Fultz, der gerade erst von einer
langwierigen Verletzung zurückfindet, dem defensivstarken Forward Robert
Covington (27) oder dem erfahrenen Distanzwurfspezialisten JJ Redick (33).
Dieses Jahr ging alles ganz schnell: Die reguläre Saison beendete
Philadelphia mit 52:30 Siegen als fünftbestes Team der Liga, direkt hinter
dem jetzigen Gegner Boston (55:27). Nun soll sofort mehr folgen. „Heute
Abend waren wir nicht bereit, aber wir werden es sein“, kündigte Embiid
bereits an. Der Einzug ins Halbfinale wäre dann der nächste Schritt im
„Prozess. David-Emanuel Digili
2 May 2018
## AUTOREN
David Digili
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