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# taz.de -- Paul Ryan hat vorerst genug
> Der republikanische Sprecher des US-Repräsentantenhauses kandidiert nicht
> wieder
Aus Washington Frank Herrmann
Es gab eine Zeit, da war Paul Ryan der mit reichlich Vorschusslorbeer
bedachte Hoffnungsträger der US-amerikanischen Konservativen. Da wurde er
heiß gehandelt als Präsidentschaftskandidat des Jahres 2020, zumindest für
den Fall, dass sich Donald Trump im Oval Office blamieren würde und die
Republikanische Partei nach personellen Alternativen Ausschau halten
müsste. Umso überraschender kam nun die Nachricht über seinen
bevorstehenden Rücktritt.
Auch wenn er zuletzt, vom omnipräsenten Trump an den Rand gedrängt, nur
noch selten im Rampenlicht stand: Einen Rückzug hatte Ryan in der
Öffentlichkeit nicht einmal angedeutet. Am Mittwoch aber ließ der
Vorsitzende des Repräsentantenhauses seine Parteifreunde wissen, dass er
bei den Kongresswahlen im November, die sogenannten Midterm Elections,
nicht mehr antreten wird. Er brauche mehr Zeit für seine Familie, er wolle
mehr sein als nur ein Wochenendvater, begründete er seine Entscheidung.
Der Speaker ist nicht der erste Republikaner, der mit Blick auf die Midterm
Elections das Handtuch wirft. Mehr als 40 republikanische Abgeordnete haben
bereits klargemacht, dass sie sich nicht zur Wiederwahl stellen. Allerdings
keiner, der auch nur annähernd Ryans Bekanntheitsgrad erreicht. „Wenn du
den seit Jahren härtesten Krieg kämpfst und dein General in Pension geht,
dann ist das kein gutes Zeichen“, skizziert Larry Sabato, Politikprofessor
der University of Virginia, die Lage.
Bei den Demokraten schürt es die Hoffnung, nach achtjähriger Durststrecke
wieder die Mehrheit im Kongress erobern zu können. Zumal manche der
abtretenden Konservativen kein Hehl aus ihrem wahren Motiv machen: Ein
negativer Trump-Effekt, fürchten sie, könnte sie mit in den Strudel reißen.
Dann lieber einstweilen die Segel streichen, um sie später, bei günstigerem
Wind, vielleicht wieder zu hissen.
Auch bei Ryan könnte opportunistisches Kalkül eine Rolle gespielt haben. Er
ist 48 Jahre alt, jung genug, um 2020 oder auch erst 2024 mit neuem Elan an
den Start zu gehen. An Trump hat er sich lange gerieben, für jedermann
sichtbar in einer Phase, als der Immobilienmogul das republikanische
Bewerberrennen so gut wie gewonnen hatte und Ryan dennoch zögerte, ihn zu
unterstützen. 2012 war er als Anwärter auf die Vizepräsidentschaft an der
Seite Mitt Romneys ins Rennen gegangen, eines Mannes, der später
aufgebracht von der „Mogelpackung mit dem Etikett Donald Trump“ sprach.
Zudem hat der Mann aus Wisconsin erreicht, wofür er warb, seit er 1998
erstmals in den Kongress gewählt wurde: massive Steuersenkungen für
Unternehmen. Beschlossen wurden sie mit der Steuerreform des vergangenen
Dezembers. „Mission Accomplished“, könnte man sagen.
13 Apr 2018
## AUTOREN
Frank Herrmann
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