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# taz.de -- Studie: 95 Prozent leben in schlechter Luft
> Feinstaubbelastung überschreitet Grenzwerte der
> Weltgesundheitsorganisation
Von Malte Bollmeier
Nur 5 Prozent aller Menschen atmen ungefährliche Luft, lautet das Ergebnis
einer Studie des US-amerikanischen Instituts für Gesundheitseffekte (HEI)
in Boston. So seien 2016 weltweit 6,7 Millionen Menschen durch
Luftverschmutzung gestorben. Das HEI wird hälftig von der
Automobilindustrie und der US-Umweltbehörde finanziert. Es nimmt die
Feinstaubgrenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Marke, ab der
die Luft schädlich für den Körper ist.
Schon geringe Überschreitungen der natürlichen Hintergrundbelastung in
Europa von 3 bis 5 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel
seien gesundheitsschädlich. Daher liegt das WHO-Limit für gesunde Luft bei
10 Mikrogramm pro Kubikmeter – und diese Marke werde in den Gebieten der
Erde überschritten, in denen 95 Prozent der Weltbevölkerung leben. Auch
Deutschland halte diesen Wert nicht ein, denn die Belastung liege hier bei
13 Mikrogramm.
In der EU liegt der Grenzwert allerdings deutlich höher, nämlich bei 25
Mikrogramm. Kathrin Wolf vom Helmholtz-Zentrum in München erklärt, alle
Grenzwerte seien willkürlich gesetzt. Das Limit der WHO sei eine Empfehlung
an die Politik. Eigentlich sei die Skala nach unten hin offen; je weniger
Feinstaub ein Mensch einatmet, desto besser. Die Zahl von 95 Prozent sehe
sie daher als „schwierig“ an.
Die WHO ist sich dieser Problematik bewusst und hat verschiedene
Abstufungen erstellt. Doch selbst bei Betrachtung des tolerantesten Limits
von 35 Mikrogramm blieben immer noch knapp 60 Prozent der Weltbevölkerung,
deren Luft noch stärker verschmutzt ist, so das HEI.
Ein weiterer Einwand von Wolf ist, dass nicht immer klar sei, zu welchen
Anteilen die Feinstaubbelastung durch den Menschen oder natürliche Faktoren
wie zum Beispiel Wüstenstaub oder Bodenerosion verursacht wird. Um derlei
Fragen zu klären, hat das HEI weitere Untersuchungen zu den Ursachen und
Folgen von Luftverschmutzung angestellt. Demnach erzeugt Feinstaub Herz-
und Lungenerkrankungen. Dies gilt auch für Deutschland: 2016 starben hier
laut HEI 37.000 Menschen durch die Feinstaubbelastung.
Die Hälfte aller Todesfälle der Welt passierten in China und Indien. In
jedem der beiden Länder forderte die Feinstaubbelastung 2016 rund 1 Million
Tote. Quelle der Emissionen waren vor allem Kohlenutzung, in China zudem
Verkehr und in Indien durch Menschen verursachte Bodenerosion.
Weitere 600.000 Todesfälle in China und rund 800.000 in Indien wurden durch
Emissionen daheim bei offenem Feuer verursacht. Letzteres sei in armen
ländlichen Regionen ein Grund, warum Menschen trotz spärlicher Industrie an
Lungenkrankheiten leiden, so das HEI.
18 Apr 2018
## AUTOREN
Malte Bollmeier
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