| # taz.de -- geht’s noch?: Ahnungslose Fragen | |
| > Da muss der Facebook-Chef schon mal zum Kreuzverhör. Und dann offenbaren | |
| > die Fragen vor allem eines: Für einige US-SenatorInnen scheint das | |
| > Internet immer noch Neuland zu sein | |
| Der US-amerikanische Kongress hat uns in dieser Woche schonungslos die | |
| Realität vor Augen geführt. Politische Entscheider sind in der Regel weiß, | |
| männlich, eher älter als mittelalt. Und: Von der digitalen Welt und wie man | |
| in ihr Geld macht, wissen sie wenig bis nichts. | |
| Kein Wunder also, dass sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg in den beiden | |
| Anhörungen vor den hohen Repräsentanten amerikanischer Ausschüsse manchmal | |
| nicht das Grinsen verkneifen konnte. Natürlich räumte er in der Affäre um | |
| den Datenaustausch mit der britischen Analysefirma Cambridge Analytice | |
| Fehler ein. Zuckerberg entschuldigte sich, zeigte Reue und den Willen, es | |
| künftig besser zu machen. Aber die Fragen der Senatoren auf das | |
| Geschäftsmodell Facebooks wirkten eher peinlich als scharfsinnig. | |
| Zuckerberg schien alles andere als in die Ecke getrieben und bisweilen | |
| erstaunt über die mangelnde Sachkenntnis zu sein. | |
| Sein Auftritt sorgte für Schlagzeilen, weltweit wurde die Anhörung per | |
| Livestream verfolgt. Schließlich gilt der Facebook-Chef als äußerst | |
| medienscheu. Die Datenaffäre trieb ihn dazu, innerhalb kürzester Zeit | |
| mehrere Interviews zu geben und bei der Politik vorzusprechen. Denn auch | |
| dies überließ er bisher meist seinen Untergebenen. Nun sprach er also | |
| selbst vor. Leider bei denen, für die das Internet das viel beschworene | |
| Neuland zu sein scheint. | |
| Es bleibt die ernüchternde Erkenntnis, dass Antworten auf das eigentliche | |
| Konzept hinter dem Geschäftsmodell des größten Onlinenetzwerks ausbleiben. | |
| Ist der Schutz privater Daten überhaupt Teil dessen? Wer hat Zugriff? Wie | |
| werden die Informationen innerhalb des Netzwerks verwaltet und verwahrt? | |
| Diese Fragen stellten die älteren Herrschaften nicht. | |
| Denn dass es ausgerechnet Facebook trifft, ist wahrscheinlich ein Zufall. | |
| Der Handel mit Daten ist für etliche Unternehmen mehr als lukrativ. Dafür | |
| braucht es Grenzen, eine Regulierung, die von der Technik nicht überlistet | |
| werden kann. Doch wer sonst muss ran? Behörden sollten sich das Gebaren der | |
| Branche vornehmen, Institutionen, die prüfen, ob Gesetze gebrochen wurden | |
| oder neue installiert werden müssen, um die Verbraucher*innen zu schützen. | |
| Wie schade, dass die amerikanischen Repräsentanten die Chance verpassten | |
| Datenschützer*innen die Befragung zu überlassen oder wenigstens | |
| ausreichend Expertise einzuholen. Denn den Eindruck könnte man gewinnen. | |
| Das Konsortium älterer Herrschaften allein wird das Treiben der | |
| Datenhändler nicht stoppen. Tanja Tricarico | |
| 14 Apr 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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