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Im Facebook-Skandal sprechen viele vom „Datenleck“. Aber passt die | |
Metapher? | |
Seit letzter Woche ist bekannt, dass die britische Datenanalysefirma | |
Cambridge Analytica unzulässigerweise an Daten von über 87 Millionen | |
Facbook-Nutzer*innen gelangt ist, die 2016 für den Wahlkampf von Donald | |
Trump genutzt worden sein sollen. In den Medien wird seitdem über das | |
„Datenleck“ bei Facebook berichtet. | |
„Datenleck“ (technische Schwachstelle, durch die unerlaubter Zugriff auf | |
Daten möglich wird) setzt sich aus den Wörtern „Daten“ (Bestand an | |
Informationen, Messwerte) und „Leck“ (undichte Stelle) zusammen. „Daten“ | |
ist der Plural von „Datum“ (Zeit- und Ortsangabe), das im 13. Jahrhundert | |
vom lateinischen „dare“ (gegeben) entlehnt wurde und besonders seit den | |
1950er Jahren verstärkt in seiner heutigen Bedeutung genutzt wird. „Leck“ | |
wurde Ende des 16. Jahrhunderts aus der niederdeutschen Seemannssprache | |
übernommen und geht auf das mittelhochdeutsche „lecken“ (benetzen, nass | |
machen) zurück. | |
Doch ist der Begriff angemessen? Dass Facebook seine Daten so schlampig | |
geschützt hat, war kein Versehen, Datenschutz ist ein Fremdwort. Man darf | |
auch fragen, warum plötzlich solche Aufregung herrscht, schließlich ist | |
Datenmissbrauch die Geschäftsgrundlage von Facebook. Der aktuelle Fall war | |
ein unerlaubter Datenmissbrauch – der eigentliche Skandal ist jedoch der | |
erlaubte und gewerbsmäßige Datenmissbrauch. Auch in seiner Dramatik ist der | |
Begriff „Datenleck“ ungeeignet: Lecks in Schiffen bedeuten in der Seefahrt | |
lebensbedrohliche Ereignisse, die zum Untergang des Schiffes führen können, | |
wenn sie nicht entdeckt und repariert werden. Facebook hingegen wird wohl | |
nicht untergehen – selbst wenn sie das Leck nicht reparieren, wie es | |
derzeit aussieht. Erik Wenk | |
9 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Erik Wenk | |
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