# taz.de -- das detail: In den USA soll jetzt Plastik für Frieden sorgen | |
Nach dem Amoklauf in Parkland sollen durchsichtige Rucksäcke vor weiteren | |
Attentaten schützen. Eine Waffenreform würde mehr bringen | |
In den USA wird derzeit viel diskutiert: über Waffengesetze, über den | |
„March for Our Lives“, über die Frage, was präventiv getan werden muss, um | |
solche Taten für immer zu verhindern. Im Spannungsfeld zwischen Freiheit | |
und Sicherheit, werden neue Regeln ausgelotet. | |
Nach den Frühjahrsferien kehrten auch die SchülerInnen der Marjory Stoneman | |
Douglas Highschool zurück zu dem Ort, an dem am 14. Februar ein 19-Jähriger | |
17 Menschen erschoss. In den Ferien wurde zwar nicht das bundesweite | |
Waffenrecht reformiert, jedoch wurde der Senate Bill 7026 unterzeichnet. | |
Das rund 100 Seiten lange Dokument trat Anfang März in Kraft. Dafür sollen | |
400 Millionen US-Dollar bereitgestellt werden, um die mentale Gesundheit zu | |
gewährleisten und Floridas Schulen zu sichern. Deshalb sind die | |
SchülerInnen der Marjory Stoneman Douglas Highschool fortan verpflichtet, | |
durchsichtige Rucksäcke zu tragen. Insgesamt werden über 3.000 Stück | |
kostenfrei bereitgestellt. | |
Per Twitter machen die SchülerInnen ihrem Ärger über die PLASTIKRANZEN | |
unter dem Hashtag #clearbackpacks Luft. „Dieser Rucksack ist wahrscheinlich | |
mehr wert als mein Leben“, schreibt eine Schülerin auf ein Stück Papier, | |
das im Rucksack steckt und – der Transparenz geschuldet – gut sichtbar ist. | |
Eine andere Schülerin weist auf die immense Beeinträchtigung der | |
persönlichen Freiheit hin: „Ich beginne das (Senior-)Jahr mit einer guten | |
alten Verletzung der Privatsphäre“. Und schlussendlich bleibt Kritik an der | |
NRA, der Vereinigung amerikanischer Waffenfans, und ihrer Lobbyarbeit nicht | |
aus: „Mein neuer Rucksack ist fast so transparent wie die neue NRA-Agenda.“ | |
Die SchülerInnen aus Parkland beweisen der Welt, dass ihr Protest auch nach | |
dem „March for Our Lives“ weitergeht: Dass sie nicht einsehen, ihre | |
Privatsphäre aufzugeben, dass sie der mächtigen Waffenlobby der USA die | |
Stirn bieten wollen, dass sie auch mitreden wollen. Denn was bringen schon | |
durchsichtige Plastikrucksäcke, wenn nebenan halbautomatische Gewehre | |
verkauft werden? Und macht solch ein Rucksack es wirklich unmöglich, Waffen | |
oder gefährliche Gegenstände herumzutragen? Schafft Überwachung bis zur | |
Federmappe wirklich ein Gefühl von Sicherheit? Man könnte alternativ auch | |
auf die Forderungen der SchülerInnen eingehen. Oder eben einfach weiter | |
Plastikrucksäcke verschenken. Christopher Kammenhuber | |
4 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Christopher Kammenhuber | |
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