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# taz.de -- american pie: Katze erlegt Vielfraß
> Nach der Finalniederlage seiner Michigan Wolverines gegen die Villanova
> Wildcatsscheint klar zu sein, wohin der Weg des Berliners Moritz Wagner
> führt – in die NBA
Bild: Spieler des Spiels: Während Moritz Wagner (l.) in der Pose des Hampelman…
Von David Digili
In Spiel 15 war die Zeit reif für die Michigan Wolverines. Im Endspiel der
US-Collegemeisterschaft waren die Basketballer der Villanova Wildcats zu
stark. 14 Partien hintereinander hatte das Team um den deutschen Power
Forward Moritz Wagner gewonnen – bis es im Finale eine deutliche
62:79-Niederlage gegen den Favoriten aus der Nähe von Philadelphia setzte.
Die Spieler von „Nova“ sicherten sich damit ihre zweite
College-Meisterschaft in den letzten drei Jahren. Und der Lauf der
„Vielfraße“ war im diesjährigen Austragungsort San Antonio, Texas, an
seinem Ende angelangt. „Verlieren ist Mist, egal ob es das erste oder das
letzte Spiel des Jahres ist“, sagte Wagner nach der Niederlage.
Er kann sich trösten: An ihm lag es nicht. 16 Punkte und sieben Rebounds
steuerte der 20-jährige Berliner bei, bestätigte seine starke Form aus den
vorangegangenen Playoff-Partien, mit der er sogar Dirk Nowitzki aufgefallen
war: Er zeigte sich als beweglicher Forward mit sicherem Wurf auch von der
Dreierlinie. „I see you!“, twitterte Nowitzki nach Wagners überragenden
Playoff-Auftritten. Auch im Endspiel startete das Talent stark: Elf seiner
Zähler kamen gleich in der Anfangsphase, als Michigan gut mithielt. Wagner
hat sich übrigens noch nicht entschieden, ob er sich zum NBA-Draft meldet
oder doch noch sein letztes College-Jahr spielen wird. Kurz vor und nach
der Pause aber zog Villanova immer weiter davon, überzeugte mit genau dem
variablen Spiel, das die Mannschaft die ganze Saison auszeichnete, hatte
stets eine Antwort auf die Versuche der Wolverines.
Der Favorit setzte sich am Ende ungefährdet durch und könnte auch in der
kommenden Spielzeit wieder um den Titel mitspielen. Der Kern der Mannschaft
wird weitestgehend intakt bleiben. Aktuell scheint nur eine Anmeldung der
talentierten Guards Jalen Brunson und Mikal Bridges zum NBA-Draft im Sommer
wahrscheinlich – ein Jahr vor Ende ihrer College-Zeit. Alle anderen
Top-Talente werden wohl auch im kommenden Jahr das weiß-blaue Trikot
tragen, und der langjährige Trainer Jay Wright kann somit auf erfahrene
Akteure zurückgreifen. Dass er Brunson und Bridges – das beste Guard-Duo
der abgelaufenen Saison – wird ersetzen können, ist Wrights
Herkulesaufgabe im kommenden Jahr.
## „Okay, das reicht“
„Als wir 2009 das Final Four erreichten und dann im Halbfinale ausschieden,
dachte ich, das wäre meine eine Chance auf den Titel gewesen“, erklärte der
56-Jährige direkt nach der Partie. „Dann holten wir den ersten Titel, und
ich dachte: Okay, das reicht. Aber das hier kann ich noch gar nicht richtig
begreifen.“
Die Geschichte des würdigen Champions Villanova und die Aussicht auf eine
mögliche „Dynastie“ sind indes genau die Schlagzeilen, die der
College-Sportverband NCAA brauchen kann: Die positiven Schlusspunkte einer
Saison, die keinen unrühmlicheren Start hätte haben können. Denn schon im
vergangenen September erschütterte ein Bestechungsskandal den
College-Basketball: Diverse Assistenztrainer und weitere Beteiligte wurden
verhaftet.
Kurz gesagt: Es ging um ein kaum durchschaubares Geflecht aus
Sportartikelherstellern, dubiosen Finanzberatern und ihren Mittelsmännern
an namhaften Colleges, die Spieler den Meistbietenden zuschanzten. Der
Skandal brachte auch den renommierten Trainer Rick Pitino – ein großer Name
im College-Basketball – zu Fall, kostete ihn den Job an der University of
Louisville.
Dieselbe Fakultät stand im Februar erneut in den Negativschlagzeilen – die
NCAA erkannte dem Erfolgsteam die Meisterschaft 2013 und die
Final-Four-Teilnahme 2012 ab. Ein Mitarbeiter soll den Spielern
Stripperinnen und andere weibliche Gesellschaft organisiert haben.
Die Ermittlungen des FBI im Korruptionsfall laufen noch immer, über 25
aktive und ehemalige College-Spieler wurden bereits mit dem Fall in
Verbindung gebracht, die nächste Enthüllung scheint nur eine Frage der Zeit
zu sein. Immerhin: Aktuelle Top-Teams sind nicht betroffen. Die NCAA hofft,
dass das auch so bleibt.
4 Apr 2018
## AUTOREN
David Digili
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