# taz.de -- Polizei mit Daten nachlässig | |
> Bremen hinkt beim Datenschutz hinterher, sagt die | |
> Landesdatenschutzbeauftragte. In ihrem Jahresbericht für 2017 kritisiert | |
> sie das geplante neue Polizeigesetz und Unternehmen, die Mitarbeiter | |
> überwachen | |
Von Lukas Thöle | |
Wenn am Freitag die Osterwiese beginnt, werden Polizisten auch dort mit | |
Bodycams ausgestattet sein. Laut Polizei hat sich der Probelauf mit den | |
Körperkameras im Viertel und an der Diskomeile bewährt. Die | |
Landesbeauftragte für Datenschutz, Imke Sommer, hingegen bemängelt diese | |
Praxis in ihrem aktuellen Jahresbericht für 2017. Die Kameras sollen | |
Straftaten verhindern, werden aber von der Polizei genutzt, um diese | |
aufzuklären. Das sei rechtlich problematisch. | |
Gar verfassungswidrig ist aus Sommers Sicht der Entwurf für das neue | |
Polizeigesetz. Die Bremer Polizei wolle Maßnahmen des Bundeskriminalamts | |
(BKA) nutzen können, die laut Sommer dem Selbstbestimmungsrecht | |
widersprechen. Das BKA will damit terroristische Gefahren abwehren, beim | |
Bremer Gesetzentwurf fehlen diese Beschränkungen. „Es wirkt, als würden nur | |
die Rosinen herausgepickt“, heißt es im aktuellen Datenschutzbericht. | |
Ansonsten kritisiert Sommer unter anderem, dass die Bremer Feuerwehr ihre | |
Personalakten durch ein Passwort sicherte, das alle Beschäftigten kannten. | |
Ein Transportunternehmen speicherte komplette Bewegungsprofile seiner | |
Mitarbeiter für drei Monate. Und eine größere Eiscafékette filmte ihre | |
Gäste rund um die Uhr. In den Fällen, in denen die | |
Landesdatenschutzbeauftragte informiert wurde, griff sie ein. In sieben | |
Fällen verhängte die Datenschutzbehörde Bußgelder, weil Unternehmen ihrer | |
Auskunftspflicht nicht nachkamen oder Daten nicht löschten – insgesamt | |
21.200 Euro. | |
Sommers Fazit für 2017: „Das Niveau der informationellen Selbstbestimmung | |
im Land Bremen ist bei weitem noch nicht so hoch, wie es der europäische | |
Gesetzgeber bestimmt hat.“ Dabei ist Selbstbestimmung den BremerInnen | |
wichtig: Bei der Datenschutzbehörde gehen wöchentlich bis zu sechs | |
Beschwerden ein. Immer mehr Personen lassen sich auch telefonisch beraten. | |
Eine neue Zeitrechnung beginnt laut Sommer am 28. Mai, wenn die europäische | |
Datenschutz-Grundverordnung in Kraft tritt. Damit wird in Bremen dasselbe | |
Datenschutzrecht gelten wie in Rom. Das soll den europäischen | |
Wirtschaftsraum und die Grundrechte stärken. | |
Jeder soll damit die volle Kontrolle über seine Daten haben. Wer etwa ein | |
Foto auf Facebook teilen will, braucht die Erlaubnis des oder der | |
Abgebildeten. Wer sich daran nicht hält, muss zahlen – Unternehmen drohen | |
bis zu 20 Millionen Euro Strafe. Am besten ist es daher, Daten erst gar | |
nicht zu sammeln. „An dieser Stärkung der EU müssen wir alle ein massives | |
Interesse haben“, sagte Sommer. | |
21 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Lukas Thöle | |
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