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# taz.de -- nord🐾thema: Regatta mit Frauen am Ruder
> Im Juni segeln auf der Alster nur Sportlerinnen beim erstmals
> ausgetragenen Helga-Cup. Der Ansturm auf die Startplätze bei der Premiere
> ist groß. Es ist das bisher größte Segel-Event dieser Art weltweit und
> findet europaweit Nachahmer
Von Philipp Nicolay
Ob auf Werbefotos oder in Segelmagazinen – meistens haben auf den Booten
die Männer das Ruder in der Hand. Dieses Bild soll sich ab dem 1. Juni mit
dem erstmals auf der Alster ausgetragenen Helga-Cup endlich ändern. Es ist
eine international besetzte Regatta nur für Frauen. Das Startfeld setzt
sich aus absoluten Anfängerinnen, Wiedereinsteigerinnen und erfahrenen
Regattaseglerinnen zusammen.
Initiator und Organisator ist Sven Jürgensen vom Norddeutschen
Regattaverein. „Ich wollte dem Frauensegelsport eine eigene Plattform
schaffen“, sagt er. Der Ansturm auf die begehrten Startplätze übertraf alle
Erwartungen. Innerhalb der ersten zwei Tage kamen schon 36 feste Meldungen.
Aktuell sind jetzt 80 Crews gemeldet. Das Ergebnis ist die bisher größte
Frauensegelregatta der Welt. Mit Seglerinnen, die unter anderem extra aus
den USA oder Österreich anreisen.
Die Idee zur reinen Frauensegelregatta kam beim Segel-Media-Cup, bei dem
JournalistInnen aus ganz Deutschland mit dabei waren. Die einzige rein
weibliche Segel-Crew, die „Kielbomben“, wollte gemeinsam mit Sven Jürgensen
ein Event nur für Frauen organisieren. Mit einem Beirat aus elf Frauen habe
er dann mit der Organisation begonnen, so Jürgensen.
Auch auf den Namen der Regatta hatten die „Kielbomben“ entscheidenden
Einfluss. „Die Mädels haben für den Media-Cup sechs Monate auf einem Boot
unseres Vereins trainiert, das Helga hieß“, sagt der Organisator. Nach
kurzer Beratung war klar, dass „Helga-Cup“ ein perfekter Name für die
Regatta ist.
Stadt als Stadion
„Inzwischen ist in vielen Teilen Europas ein regelrechter Helga-Hype
entstanden“, sagt Jürgensen. Der Name habe sich in ganz Segel-Europa
verbreitet und es sollen auch in anderen Ländern ähnliche Events unter der
Marke „Helga“ stattfinden.
Die Sportlerinnen auf der Alster kommen aus den unterschiedlichsten
Altersklassen. Die älteste gemeldete Teilnehmerin ist eine 68-Jährige, aber
auch für den Nachwuchs im Segelsport erhoffen sich alle Beteiligten durch
ein Event wie dieses einen großen Schub.
Über einen geeigneten Austragungsort mussten sich die Organisatoren nicht
lange Gedanken machen. „Die Stadt wird als Stadion und die Alster als
Spielfeld genutzt“, sagt Jürgensen. Das sei die perfekte Bühne für den
Frauensegelsport.
Ein erfüllter Traum
Die Hamburgerin Silke Basedow segelt schon seit ihrem neunten Lebensjahr.
Die Bundesliga- und WM-Seglerin schaffte es bis in die deutsche und
europäische Spitze. Bisher ist sie jedoch noch nie in so einer großen
Frauenregatta angetreten. Für die 34-Jährige geht mit dem Helga-Cup ein
Traum in Erfüllung. „Es wird für mich etwas ganz Besonderes, weil ich auch
auf der Alster das Segeln gelernt habe“, sagt sie.
Für Silke Basedow, die mit ihrem Team des Hamburger Segelclubs auch als
Mitfavoritin gilt, steht aber nicht der sportliche Wettbewerb im Fokus. Der
Austausch mit den 320 Seglerinnen sei für sie das Wichtigste. „Ich möchte
meine langjährige Segelerfahrung an den Nachwuchs und Anfängerinnen
weitergeben.“ Dafür trainiert sie auch regelmäßig mit anderen Starterinnen
und betreibt einen eigenen Youtube-Kanal mit Segelprofi-Tipps.
Eine der unerfahrenen Regattaseglerinnen, die begeistert dem Helga-Cup
entgegenfiebert, ist Anke Teschner aus Hamburg. Sie steht in einer
Rookie-Crew des Segelvereins Lemkenhafen auf Fehmarn und ist bisher vor
allem mit ihrer Familie in den Ferien gesegelt. „Ich habe viele Dinge beim
Segeln nie selber gemacht. Jetzt tragen wir vier Frauen die komplette
Verantwortung“, sagt die 53-Jährige. Nach dem Training komme sie jedes Mal
ganz euphorisch vom Wasser. Wettkampfcharakter hat die Regatta für ihr Team
nicht. Viel wichtiger ist ihr der gemeinsame Spirit, der sich bei
gemeinsamen Trainingseinheiten mit erfahrenen Regattaseglerinnen wie Silke
Basedow entwickelt hat.
3 Mar 2018
## AUTOREN
Philipp Nicolay
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