# taz.de -- Inklusion leichter gemacht | |
> In Hamburg gibt es seit Anfang des Jahres acht Beratungsstellen für | |
> Menschen mit Behinderung | |
Von Philipp Schulte | |
In der Tür steht eine Frau mit weißem Hemd und grauem Jackett. „Kommen Sie | |
herein. Der Kaffee ist gleich fertig.“ Links ein rotes Sofa, rechts ein | |
neuer Holzschrank mit Prospekten. Durch die Fenster strömt Frühlingsluft, | |
man hört die Glocken der Sankt-Petri-Kirche läuten. | |
In der Hamburger Innenstadt, Schauenburgerstraße 6, ist seit Beginn des | |
Monats die Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen zu Hause. Sie | |
hilft ihnen, selbstbestimmt zu leben und Krisen zu bewältigen. Die Berater | |
zeigen Ratsuchenden zum Beispiel, wie sie einen Pflegegrad beantragen. Oder | |
recherchieren barrierefreie Reiseziele. Die vier Mitarbeiter kümmern sich | |
aber auch um Angehörige oder um Menschen, die von Behinderungen bedroht | |
sind. Etwa, wenn sie krank sind. | |
Die kostenlose Beratungsstelle ist eine von acht neu geschaffenen Stellen | |
in verschiedenen Hamburger Stadtteilen seit Beginn des Jahres. Grundlage | |
ist das zum Jahreswechsel in Kraft getretene Bundesteilhabegesetz. Es soll | |
Menschen mit Behinderung besser am Leben teilhaben lassen können. Sei es | |
bei der Arbeit, in der Familie oder beim Sport. Das Bundesministerium für | |
Arbeit und Soziales fördert deshalb deutschlandweit Beratungsstellen. Das | |
Projekt ist zunächst auf drei Jahre festgelegt. | |
In der Schauenburgerstraße ist der Träger die Hamburgische Gesellschaft für | |
soziale Psychiatrie. Das Beratungs-Büro legt den Schwerpunkt auf Menschen | |
mit psychischen Erkrankungen. Michael Schweiger, Vorstand der Hamburgischen | |
Gesellschaft für soziale Psychiatrie, sagt, die Teilhabeberater in der | |
Schauenburgerstraße würden in jeder Lage helfen: „Wir weisen den Menschen | |
den Weg in das Hilfesystem. Das kann zum Beispiel jemand sein, der Job und | |
Partner verloren hat und nicht mehr weiter weiß.“ | |
Ein Aspekt der Beratungsstelle ist auch, dass die vier Mitarbeiter selber | |
direkt oder indirekt betroffen sind. Sie haben beispielsweise Geschwister | |
mit Behinderungen oder Partner mit psychischen Beeinträchtigungen. | |
Mitarbeiterin Beate Reichert-Haumann ist Psychologin. Die 56-Jährige hat | |
vor zwei Jahren fertig studiert. Ihr erstes Lehramts-Studium hat sie als | |
Mittzwanzigerin nach einer Depression abgebrochen. „Ich hatte ein | |
Einser-Abi, konnte aber keine Hausarbeit schreiben. Dann hat mich auch noch | |
der Psychotherapeut falsch beraten“, sagt sie. Ihr nachfolgendes | |
Psychologie-Studium musste sie selber finanzieren und nebenbei einen | |
Angehörigen pflegen. „Bei uns arbeitet niemand, der stringent durchs Leben | |
gegangen ist.“ | |
7 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Philipp Schulte | |
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