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# taz.de -- heute in hamburg: „Wichtig, die Polizeitaktik zu zeigen“
Interview Philipp Schulte
taz: Herr Kollros, sind Sie selbst schon einmal Opfer von Polizeigewalt
geworden?
Lars Kollros: Nicht direkt. Ich habe auf Demonstrationen schon den Einsatz
von Knüppeln und Pfefferspray erlebt oder, dass die Polizei etwas ruppiger
vorgeht – gerade wenn man sich Neonazis in den Weg stellt. Als politischer
Aktivist bin ich erfahren was Demonstrationen angeht. Aber was ich in
Hamburg beim G20-Gipfel erlebt habe, war eine ganz andere Qualität. Das
Vorgehen der Polizei war oft hart und ungerechtfertigt. So etwas habe ich
noch nicht erlebt.
Was meinen Sie genau?
Die Polizei hat etwa die „Welcome to hell“-Demonstration zerschlagen. Das
war eine angemeldete politische Aktion. Aber bei den Ausschreitungen im
Schanzenviertel ist sie an jenem Freitagabend nicht vorgegangen und hat sie
vier Stunden laufen lassen. Das verstehe ich nicht. Da sind Gebäude
ausgebrannt. Die Schanze hat viele Zufahrten und die Polizei viele
Wasserwerfer in der Stadt. Klar, dass sich da viele Leute angeschlossen
haben, wenn es niemand unterbunden hat. Aber warum zieht sich die Polizei
da zurück?
Wie war es, mit der Kamera bei den Demonstrationen dabei zu sein?
Ich hatte einen Helm, auf dem Presse stand. Dadurch war ich geschützt. Ich
kam durch Polizeiketten und die Beamten waren nicht aggressiv. Am
Samstagabend ist die Stimmung aber gekippt, als die Polizei die Schanze
geräumt hat. Da durfte ich mir Dinge anhören wie: „Pressefreiheit ist jetzt
vorbei.“ Oder: „Machen Sie die Kamera aus oder ich verhafte Sie.“
Warum zeigen Sie in Ihrem Film nicht die Plünderungen von Supermärkten und
andere Vergehen?
Erstens habe ich das nicht gefilmt und zweitens waren das in meinen Augen
eher Nebenschauplätze. Das war schlimm und muss strafrechtliche
Konsequenzen haben. Aber mir war es wichtiger, die Polizeitaktik zu zeigen,
die zur Eskalation geführt hat, und nicht die krassen Ausmaße der Gewalt.
Außerdem wird der Freitagabend mit seinen Ausschreitungen seitens der
linken Szene kritisch betrachtet.
Welche weiteren Ziele verfolgt der Film?
Er soll auf die Grundrechtsverletzungen der Polizei aufmerksam machen. Das
müsste ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss klären. Aber bisher
gibt es nur einen Sonderausschuss. Dort müssen nicht alle aussagen.
Film-Premiere „Festival der Demokratie – Dokumentarfilm über die
G20-Proteste“: 20 Uhr, Abaton Kino
6 Mar 2018
## AUTOREN
Philipp Schulte
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