| # taz.de -- Simbabwes ehemaliger Oppositionsführer: Morgan Tsvangirai ist tot | |
| > Er war der zäheste Widersacher von Robert Mugabe. Bezwingen konnte | |
| > Tsvangirai den Exdiktator nicht. Jetzt starb er 65-jährig an Krebs. | |
| Bild: Morgan Tsvangirai | |
| JOHANNESBURG taz | Seine Ausdauer und sein Mut waren beeindruckend. | |
| Jahrzehntelang stellte sich Morgan Tsvangirai gegen ein verhasstes Regime – | |
| er war Robert Mugabes zähester Widersacher in Simbabwe. Am Mittwoch erlag | |
| er im Alter von 65 Jahren in Südafrika seinem Krebsleiden. Diesen Kampf | |
| konnte er nicht mehr gewinnen. | |
| Wahlfälschung, Angriffe, Intrigen – all das erlebte Tsvangirai wie kein | |
| anderer in Simbabwe. Er zahlte einen hohen Preis dafür, dass er und seine | |
| „Bewegung für demokratischen Wandel“ (MDC) Mugabe herausforderten. | |
| Tsvangirais Karriere begann als junger Generalsekretär von Simbabwes | |
| Gewerkschaftsbund ZCTU. Der gelernte Maurer hatte die Schule vorzeitig | |
| verlassen, um seine Familie zu ernähren. Er zog in die Hauptstadt Harare, | |
| arbeitete im Bergwerk bei Bindura. Schnell führte er die Minengewerkschaft | |
| an, stieg zum obersten Gewerkschaftler auf und legte sich mit der Regierung | |
| an. Zustände „wie im Apartheid-System Südafrikas“ beklagte Tsvangirai in | |
| seinem ersten taz-Interview 1990. | |
| Damals war er gerade aus der Haft entlassen worden. Und es war erst der | |
| Anfang. Als Tsvangirai 1997/98 mit großen Streiks Steuererhöhungen kippte, | |
| brachen Männer in sein Büro ein, schlugen ihn mit einer Metallstange nieder | |
| und versuchten, ihn aus dem zehnten Stock zu werfen. 1999 gründete sein | |
| Gewerkschaftsverband ZCTU die MDC als Oppositionspartei, die auf den Sieg | |
| an der Wahlurne hinarbeitete. Eine lange Odyssee der Folter, Gewalt und | |
| Demütigungen bis zur Hochverratsanklage folgte. In seinem bewachten Haus am | |
| Stadtrand von Harare saß damals ein bescheiden wirkender Tsvangirai, der | |
| all seine Kraft aus der Überzeugung schöpfte: „Die Menschen wollen wählen.… | |
| Drei Mordanschläge zeigten, wogegen er ankämpfte. Er gab nicht auf. Auch | |
| mit Pflaster im Gesicht scheute sich der rundliche Politiker nicht, beim | |
| Gala-Dinner der Presse in Südafrika 2007 als Ehrengast Zuversicht zu | |
| versprühen, mit polternder Stimme und einer Prise Humor. Er blieb | |
| zugänglich, fern von Allüren. | |
| 2008 schien er es geschafft zu haben. Er gewann die Präsidentschaftswahl. | |
| Aber es reichte nur für eine Koalition als Ministerpräsident unter | |
| Präsident Mugabe, die er schweren Herzens von 2009 bis 2013 aushielt, ohne | |
| Macht. | |
| Tsvangirais größter Rückschlag war der Tod seiner langjährigen Ehefrau | |
| Susan, die bei einem Autounfall 2009 starb. Lange hielt sich der Verdacht | |
| der Manipulation am Fahrzeug, ein häufiges Mordmittel in Simbabwe. Ohne | |
| Susan fiel es Tsvangirai schwer, durchzuhalten. Eine neue Heirat folgte | |
| 2012, allmählich wurde es still um Tsvangirai. Mugabes Sturz 2017 erlebte | |
| er nur noch als Zuschauer. | |
| In seinem Tod steht Tsvangirai aber wieder als Märtyrer da. Stimmen werden | |
| laut, ihn als Nationalhelden zu begraben. Simbabwe trauert. | |
| 15 Feb 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Martina Schwikowski | |
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| Emmerson Mnangagwa | |
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