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# taz.de -- |
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Die New Yorker Bar „Continental“ muss bald dichtmachen, weil ihr |
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Häuserblock im Juli 2018 abgerissen wird. Deswegen hat die Kneipe in |
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Manhattan nichts zu verlieren und redet Klartext: „Wer einen Satz mit ‚I |
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literally‘ anfängt, muss sofort gehen!!!“, heißt es auf einem Zettel an d… |
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Eingangstür. |
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LITERALLY heißt eigentlich „buchstäblich“. Immer öfter wird das Wort aber |
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verwendet, wenn jemand etwas im übertragenen Sinne meint. Dieser vom |
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Kardashian-Clan ausgelöste Sprachwandel des Wortes kann nun sogar laut |
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„Merriam-Webster“-Wörterbuch offiziell verwendet werden, um auf |
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übertriebene Weise eine Aussage oder eine Beschreibung hervorzuheben. So |
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ist der Tweet von Kim Kardashian West aus dem Jahr 2009, in dem sie |
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kommentierte, wie ein Kind ihr gerade unverschämterweise „literally“ in ihr |
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Gesicht gehustet hatte, inzwischen korrekt. |
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Der Kneipenbesitzer aber findet: Wenn die Kardashians es schaffen, dass |
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sich durch ihren falschen Gebrauch von „literally“ die ganze Wortbedeutung |
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verschiebt, gehe ihr Einfluss eindeutig zu weit. |
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Neben „literally“ haben auch Wörter wie „bible“ (eigentlich „Bibel�… |
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„momager“ (ein Kofferwort aus „Mutter“ und „Manager“) durch den Ein… |
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der Kardashians Einzug in die Alltagssprache gehalten. Ersteres heißt so |
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viel wie „ich schwöre“ und Letzteres ist die Wortneuschöpfung für eine |
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Mutter, die die Managerin ihres prominenten Kindes ist. Die |
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„Continental“-Kneipe hat genug von alledem und fordert „STOP KARDASHIANISM |
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NOW!“. |
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Auch in Deutschland heben Sprachwandel-Gegner immer wieder energisch den |
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Zeigefinger, wenn Wörter unkonventionell verwendet werden. Wenn etwa die |
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Deutschlehrerin darauf pocht, dass „struggeln“ doch nicht im Duden stehe. |
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Dabei ist es das Normalste auf der Welt, dass Wörter aus einer anderen |
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Sprache übernommen werden, alte ihre Bedeutung verändern oder schlicht |
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aussterben. Sprache verändert sich, genauso wie der Zeitgeist. Wie sonst |
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hätte Koselleck aus seinen „Begriffsgeschichten“ eine ganze |
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Gesellschaftsgeschichte herleiten können? Die Doppelmoral der |
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alteingesessenen Sprachwandel-Gegner ist doch erstaunlich. Warum sollten |
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Gallizismen wie „Quiche“ als „fein“ und Anglizismen wie „Cake“ als … |
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gelten? Katharina Korn |
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21 Feb 2018 |
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## AUTOREN |
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Katharina Korn |
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