# taz.de -- Was bisher geschah: Filmegucken und Taschengucken | |
Der Saal ist fast gefüllt, die Stimmung irgendwas zwischen unaufgeregt und | |
lauwarm. Auf dem Podium sitzt die Internationale Jury, in der Mitte ihr | |
Leiter Tom Tykwer. Noch nicht viel passiert am Vormittag des ersten | |
Festivaltags. Zeit für professionelle Floskeln: Jurorin Stephanie Zacharek | |
freut sich auf die Filme, genau wie ihr Kollege Chema Prado. Auch Céline de | |
France ist schon gespannt auf den Wettbewerb. Sie meint natürlich die Jury, | |
lacht betont entspannt: Filmegucken mit Freunden. Ähnlich nonchalant | |
antwortet Tom Tykwer einer Journalistin, die wissen will, nach welchen | |
Kriterien die Jury entscheidet? „Ich will mich zuerst als Zuschauer | |
begeistern lassen“, sagt Tykwer. So plänkelt es weiter. Letzte Frage: Was | |
ist mit #MeToo? „Wir sind uns einig, dass die Debatte nicht künstlich | |
befeuert, aber auch nicht unterbunden werden soll“, so Tykwer. Er fände | |
gut, wenn jetzt über Arbeitsethik debattiert würde, über Machtmissbrauch | |
und vertikale Arbeitskonstrukte in allen Branchen – und nicht nur über das | |
Fehlverhalten Einzelner. Der Teppich vor dem Berlinale-Palast ist übrigens | |
rot, nicht schwarz, wie eine Schauspielerin es als Zeichen gegen | |
sexualisierte Gewalt in der Branche gefordert hat. So rot wie die Taschen, | |
mit denen die Akkreditierten rumlaufen. | |
Auch ein Thema, über das gesprochen wird: Wie gefallen die Taschen? Vor | |
drei Jahren gab es Basttaschen, mit denen man aussah, als ob man im | |
Biomarkt Steckrüben kaufen will. Es folgte dunkelgrauer Filz und im letzten | |
Jahr graues Leinen – als Rucksack wohlgemerkt. Damit konnte man sich sehen | |
lassen, auch lange nach Februar. 2018 wieder ein Rucksack. Wahlweise rot | |
oder blassgrau. Etwas schnittiger, fast wie eine kleine Kuriertasche. | |
Morgens in der Schlange für die Akkreditierungen ist man noch unsicher, wie | |
man das neue Berlinale-Taschendesign findet. Wobei, doch … eigentlich ganz | |
schön. Es gibt eine Innentasche, wie praktisch. Nur das Sponsorenlogo | |
stört. | |
Der Kaffeeröster ist im Pressezentrum auch sehr präsent mit mehreren | |
Ständen. Aber – wohlgemerkt – ohne Becher. Davor wurde schon in diversen | |
Pressemitteilungen gewarnt: Bringen Sie bitte Ihren eigenen Becher mit. Der | |
freundliche Kaffeeautomaten-Mann gibt zwar dann doch eine Tasse aus, | |
empfiehlt für den nächsten Kaffee aber doch einen Thermobecher, den man | |
sich von zu Hause mitbringt. Er selbst trinkt übrigens keinen Kaffee, | |
sondern Karamellmilch. Nicht aus dem Sponsorensortiment. Er hat sie sich | |
von zu Hause mitgebracht und teilt gern. Amna Franzke | |
16 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Amna Franzke | |
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