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# taz.de -- das detail: Zu gut, um wahr zu bleiben
Die Bermudas sind das erste Land, das die Ehe für alle erst einführt, um
sie dann wieder einzukassieren
Der 5. Mai 2017 war ein besonderer Tag im Leben von Winston Godwin und Greg
DeRoche. Als ihr Ehegesuch von einem Standesbeamten abgelehnt wurde,
klagten die beiden vor dem obersten Gerichtshof der Bermudas – und bekamen
Recht. Das Festhalten an der exklusiv heterosexuellen Ehe sei „nicht auf
dem Stand der Bermudas des 21. Jahrhunderts“ und diskriminiere
ungerechtfertigt, so das Urteil.
Für die beiden und die kleine LGBTIQ*-Community des Staates mit 65.000
Einwohner*innen ein großer Sieg, weniger als einen Monat später wurden die
ersten Ehen geschlossen. Doch am 7. Februar dieses Jahres bestätigte
Gouverneur John Rawkins einen Gesetzesentwurf, der die RÜCKNAHME dieser
Legalisierung vorsieht. Stattdessen soll eine zivilrechtliche Form der
eingetragenen Lebenspartner*innenschaft für homosexuelle Paare geschaffen
werden. Der Inselstaat wird damit zum ersten Land, das die Ehe für alle
erst einführt, um sie dann wieder abzuschaffen. Die bisher geschlossenen
Ehen, ein knappes halbes Dutzend, bleiben bestehen.
Das Parlament hatte den Gesetzesentwurf zur Rücknahme bereits im Dezember
mit großer Mehrheit beschlossen, eingebracht hatte ihn die regierende
Progressive Labour Party (PLP). Dank der kolonialen Verfassungen der
britischen Überseegebiete müssen aber alle Gesetze vonseiten des britischen
Gouvernements bestätigt werden. Im britischen Parlament wurde die
Entscheidung, die durch Außenminister Boris Johnson abgesegnet wurde,
heftig kritisiert. Der Innenminister der Bermudas, Walton Brown (PLP),
präsentierte das Gesetz als einen Versuch der Vermittlung zwischen
europäischen Ansprüchen an Gesellschaft und der eher konservativ
eingestellten Bevölkerung der Inseln. In einem Referendum von 2016 hatten
fast 67 Prozent der Wählenden gegen die gleichgeschlechtliche Ehe gestimmt,
63 Prozent hatten sich auch gegen die jetzt geschaffene
Lebenspartner*innenschaft ausgesprochen. Fast die Hälfte der
Stimmberechtigten enthielt sich.
Auf die Seite der LGBTIQ* schlug sich der Tourismusverband: Noch vor der
Abstimmung im Parlament wandte er sich an die Abgeordneten und bat sie, aus
Rücksicht auf einen zu erwartenden Einbruch der Tourismuseinnahmen gegen
den Entwurf zu stimmen. Geändert hat es nichts, und so bleibt die
Entwicklung auf dem Inselstaat eine traurige Premiere der
Menschheitsgeschichte. Arved Clute-Simon
13 Feb 2018
## AUTOREN
Arved Clute-Simon
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