# taz.de -- heute in hamburg: „Ich hoffe, dass Herr Scholz sein Herz öffnet�… | |
Interview Philipp Schulte | |
taz: Herr Petersen, Sie geben heute eine Petition mit über 87.000 | |
Unterschriften im Rathaus ab, nach der Notunterkünfte für Obdachlose auch | |
tagsüber öffnen sollen. Sind Sie nervös? | |
Jörg Petersen: Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Und dankbar, dass so viele | |
Menschen unterschrieben haben. Ich hoffe, dass Bürgermeister Scholz sein | |
Herz öffnet und der Petition stattgibt. | |
Warum ist das so wichtig? | |
Auch tagsüber können Menschen erfrieren. Ich habe es selbst erlebt, die | |
Kälte und Nässe machen einen kaputt. Wenn die Notunterkünfte dauerhaft | |
geöffnet wären, können die Menschen besser eine Wohnung suchen und zu sich | |
finden. Es wäre der erste Schritt zur Selbsthilfe. Sie könnten auch an sich | |
arbeiten. | |
Waren Sie schon mal im Rathaus? | |
Ich habe da mal eine Führung mitgemacht. Das ist aber schon lange her und | |
ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich hoffe, dass ich ein paar Worte mit | |
den Verantwortlichen wechseln kann. Ich bin gespannt auf die Reaktion. | |
Wären Sie mit einem Kompromiss zufrieden? Sagen wir, die Obdachlosen | |
müssten nur von elf bis 14 Uhr raus? | |
Mit so einem Angebot wären wir bestimmt zufrieden. Aber unser Ziel ist es, | |
dass die Unterkunft den ganzen Tag offen bleibt. Der Senat hat Angst, dass | |
die Leute dann gar nicht mehr raus gehen. Aber das wird sicher nicht | |
passieren. Für sie ist es wichtig, rauszugehen. Sie knüpfen tagsüber | |
Kontakte. Wir bieten der Stadt auch an, dass die Obdachlosen draußen | |
freiwillig Plätze säubern. | |
Was für Menschen haben die Petition unterschrieben? | |
Ich denke, dass Leute aus allen Gesellschaftsschichten mitgemacht haben. | |
Ich weiß, dass auch die Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers unterschrieben | |
hat. Ich bin stolz darauf, dass wir so viele Unterschriften zusammen | |
bekommen haben. Zusammen sind wir stark. Ich möchte, dass die Menschen | |
besser miteinander umgehen. | |
Sie waren dreieinhalb Jahre obdachlos und leben nun seit vier Jahren in | |
einer Wohnung. Wie haben Sie das geschafft? | |
Bei mir war es ein Glücksfall. Ich habe das Straßenmagazin Hinz&Kunzt | |
verkauft und dabei eine Frau kennengelernt, die mich bei sich hat wohnen | |
lassen. Sie hat mich beobachtet, wie ich mit den Leuten umgehe. Sie hatte | |
eine Wohnung und ich habe ihr im Garten geholfen. | |
Übergabe der Petition durch Hinz&Kunzt, das Winternotprogramm auch tagsüber | |
zu öffnen, 13:30 Uhr, Rathaus | |
7 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Philipp Schulte | |
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