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# taz.de -- american pie: David gegen Brady
> Die Philadelphia Eagles setzen auch beim Super Bowl auf ihre
> Außenseiterstärke – zumal die New England Patriots oft nur Mittelmäßiges
> zeigen
Im US-Sport lieben sie die viel zitierte Geschichte von David gegen
Goliath. Der Underdog, scheinbar chancenlos gegen den dominanten
Platzhirsch, hoffnungslos unterlegen und doch mit der Möglichkeit zum Sieg.
Das biblische Duell wird in den Wochen bis zum Super Bowl 52 am 4. Februar
wohl endlos durchdekliniert werden. Hier die New England Patriots, der
haushohe Favorit um Quarterback-Legende Tom Brady, da die Philadelphia
Eagles, die Cinderella-Story dieser NFL-Playoffs.
„Niemand hat an uns geglaubt, aber jetzt sind wir hier“, wiederholt
Eagles-Quarterback Nick Foles bereits seit Wochen in jedes Mikrofon,
zuletzt nach dem 38:7-Sieg über die Minnesota Vikings im Halbfinale. Der
29-Jährige wurde in den letzten Wochen unerwartet zum Helden, als er für
Stamm-Quarterback Carson Wentz einspringen musste, der sich drei Spieltage
vor Saisonende schwer verletzte.
Normalerweise gilt der Ausfall des gesetzten Spielmachers als kaum zu
kompensierende Schwächung. Doch Foles führte die Eagles seitdem zu vier
Siegen, die einzige Niederlage gab es im unbedeutenden Saisonspiel gegen
die Dallas Cowboys, als man längst für die Playoffs qualifiziert war. Die
reguläre Spielzeit beendete Philadelphia mit der überraschend starken
Bilanz von 13:3 Siegen – wie die New England Patriots. Trotzdem kommt die
Finalteilnahme unerwartet. Doch Foles, der anfangs verlachte Ersatz, wuchs
über sich hinaus. Im Halbfinale gegen Minnesota lieferte er sein
Glanzstück: 26 seiner 33 geworfenen Pässe kamen an, drei davon führten zu
Touchdowns. „Wir haben den besten Backup-Quarterback der Liga“, schwärmte
Offensive Tackle Lane Johnson. „Unser Selbstvertrauen hat nicht gelitten“,
sagte Wide Receiver Torrey Smith nach dem Halbfinalsieg, „aber man wollte
uns das einreden.“
Experten schließen nicht aus, dass die Eagles im Endspiel auch die Patriots
überraschen könnten, auch wenn der Dauerfavorit in seinem Halbfinale
ebenfalls eine Glanzleistung ablieferte – oder besser: Als Tom Brady mal
wieder Tom Brady war. Die mittlerweile 40-jährige Quarterback-Ikone warf
den fünfmaligen Super-Bowl-Sieger in den letzten Minuten zum 24:20-Erfolg
gegen die Jacksonville Jaguars. Noch im Schlussviertel lagen die „Pats“ mit
zehn Punkten zurück, ehe das kongeniale Duo aus Brady und dem langjährigen
Head Coach Bill Belichick wieder aufdrehte und in den letzten Minuten die
Partie zu wenden vermochte. Entfernt erinnerte die Vorstellung an den
letztjährigen Super Bowl, als New England gegen die Atlanta Falcons einen
25-Punkte-Rückstand aufholte und noch mit 34:28 gewann – ein historischer
Sieg, der schon jetzt als vielleicht größtes Comeback der
US-Sportgeschichte gefeiert wird.
Dieses Jahr jedoch schafften es die Patriots sogar quasi auf einem Bein ins
Endspiel: Nicht nur fehlte Offensiv-Fixpunkt Julian Edelman, der sich in
der Saisonvorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog, im Halbfinale musste auch
noch Starspieler Rob Gronkowski mit einer Gehirnerschütterung raus. Gegen
Jacksonville wirkte besonders die Verteidigung lange ungewohnt anfällig.
Doch die Abgeklärtheit und Erfahrung der Mannschaft, die bereits seit
vielen Jahren kaum verändert zusammenspielt, machte am Ende den
entscheidenden Unterschied. „Es ist einfach unglaublich, in so einer
Mannschaft zu spielen, die solche Partien immer wieder noch drehen kann“,
sagte Brady nach der Partie gegen Jacksonville. „Manchmal spielen wir
ziemlich durchschnittlich und versuchen nur, uns noch im Spiel zu
verbessern.“
Brady, schon jetzt mit so ziemlich allen Meriten dekoriert, die die NFL zu
bieten hat, könnte sich mit seiner sechsten Meisterschaft endgültig die
Krone des besten Quarterbacks aller Zeiten aufsetzen. Wenn ihm Nick Foles,
der unverhoffte Held der Philadelphia Eagles, nicht noch dazwischenfunkt.
David Digili
24 Jan 2018
## AUTOREN
David Digili
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