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# taz.de -- heute in hamburg: „Aggressiver Nationalismus“
Interview Adèle Cailleteau
taz: Herr Weiß, ist das Phänomen der sogenannten Neuen Rechten wirklich
neu?
Volker Weiß: Es hat einen längeren Vorlauf. Neu ist derzeit nur, dass sie
tatsächlich politischen Erfolg und Einfluss hat, bis in die AfD und damit
in den parlamentarischen Bereich hinein. Aber ihre Programmatik ist nicht
neu. Das sind zum großen Teil Weltanschauungen aus der Zeit zwischen den
beiden Weltkriegen mit einem radikalen Nationalismus, zugleich revolutionär
und antibürgerlich.
Beinhaltet sie totalitäre Elemente?
Auf jeden Fall. Es gibt eine Ablehnung gegenüber jeder Form des kulturellen
Liberalismus und eine große Sehnsucht nach einem autoritären Staat sowie
eine deutliche Diffamierung der Demokratie.
Ist das überall in Europa so?
Der Rechtspopulismus unterscheidet sich je nach Land voneinander, je nach
nationalen Vorbedingungen. Diese Neue Rechte, mit welcher wir es in der
Bundesrepublik zu tun haben, ist anders gelagert als beispielsweise in den
Niederlanden oder in Skandinavien, was natürlich an der deutschen
Geschichte liegt. In Deutschland aber auch in Österreich haben wir eine
stärkere Beziehung zu den durchaus faschistischen Theorien der 20er-Jahre.
Wir haben weniger liberale Elemente, dafür aber einen wesentlich
aggressiveren Nationalismus.
Sie erklären in Ihrem Buch „Die autoritäre Revolte“, dass der Chef von der
rechten Zeitschrift „Compact“ die Idee hatte, die Bewegung Pegada statt
Pegida für „Patriotische Europäer gegen die Amerikanisierung des
Abendlandes“ zu nennen. Wieso?
Die sogenannte Islamisierung ist von der Neuen Rechten als die drohende
Konsequenz der amerikanischen Vorherrschaft wahrgenommen worden. Der
Vorwurf lautet, dass die Amerikaner die deutsche, aber auch die europäische
Kultur mit ihrem liberalen Gesellschaftsmodell zerstört haben. Die Neue
Rechte ist wesentlich weniger islamfeindlich als es den Anschein hat. Wenn
man ihre Propaganda anschaut, ist grundsätzlich der Kampf gegen den Islam
eigentlich nur eine Folge ihres Kampfes gegen westlich-liberale Modelle,
die sie als Hauptfeind identifiziert haben.
Gibt es Ähnlichkeiten zwischen den Neuen Rechten und Islamisten?
Definitiv. Der politische Islam ist ein radikalisierter
Ultrakonservatismus. Seine Moralvorstellungen und Weltsicht überschneiden
sich deutlich mit klassischen rechten Weltanschauungen.
Buchvorstellung „Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang
des Abendlandes“ mit dem Autor: 20 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 71
19 Jan 2018
## AUTOREN
Adèle Cailleteau
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