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# taz.de -- Wolfgang Gast Leuchten der Menschheit: Deutschland, die Mafia und e…
Es war ein lange vorbereiteter Schlag gegen das organisierte Verbrechen in
Deutschland. Bei einer Razzia gegen die italienische Mafia-Organisation
’Ndrangheta in mehreren deutschen Bundesländern hat die Polizei am
vergangenen Dienstag 11 mutmaßliche Mitglieder festgenommen. Die
Verdächtigen sind laut Bundeskriminalamt (BKA) zwischen 36 und 61 Jahre alt
und wurden in Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden in
Baden-Württemberg, Bayern, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen gefasst.
Die italienischen Ermittler hatten bei den deutschen Behörden um
Rechtshilfe gebeten. Die Aktion in Deutschland stand in Zusammenhang mit
einer Razzia gegen den ’Ndrangheta-Clan Farao-Marincola, bei der ebenfalls
am Dienstag rund 160 mutmaßliche Mafia-Mitglieder in Italien festgenommen
wurden.
Die einzelnen Strafvorwürfe reichen dem Bundeskriminalamt zufolge von
versuchtem Mord, Erpressung, Geldwäsche und Verstoß gegen das Waffengesetz,
internationaler Kfz-Verschiebung, illegalem Handel und illegale
Verschiebung von Müll bis hin zu unlauterem Wettbewerb. Der Gruppierung sei
es darüber hinaus gelungen, Einfluss auf bedeutende italienische
Wirtschafts- und Handelszweige, wie zum Beispiel die Herstellung und den
Verkauf von Fisch, Wein und Backwaren zu nehmen und den Gewinn aus diesen
Geschäften auch in Norditalien und in Deutschland zu investieren.
Die Kollegen aus Italien müssen schon ziemlich gedrängelt haben. Denn
nahezu alle Polizeibehörden in Deutschland meinen, die italienische Mafia
stelle hierzulande kein wirklich ernsthaftes Problem dar. In den
offiziellen Statistiken ist die Rede von lediglich 482 Mitgliedernder
Mafia, die in Deutschland festgestellt werden konnten. Davon sollen der
Cosa Nostra 77 Männer angehören, der Camorra 88, der Apulischen OK 14 und
der ’Ndrangheta 283. Das hört sich auf den ersten Blick nicht viel an.
Insgesamt soll es die Mafia auf über 26.000 Mitglieder bringen. Doch dazu
muss man wissen, dass auf jedes Mitglied der Mafia in Deutschland etliche
Bandenmitglieder kommen, die dem einzelnen Mafioso zuarbeiten oder ihn
unterstützen.
Auch die Justiz zeigt sich nicht immer hilfreich. Passagen aus dem Buch
„Mafia“ der Journalistin Petra Reski haben das Persönlichkeitsrecht eines
italienischen Gastronomen verletzt, der mit der organisierten Kriminalität
in Verbindung gebracht wurde. Die Münchener Verlagsgruppe Droemer Knaur
als Herausgeber wurde daher zu Recht vom Oberlandesgericht München zu einer
Entschädigungszahlung in Höhe von 10.000 Euro verpflichtet, urteilte im
vergangenen November sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
(Az.: 35030/13). Reski hatte auch über die Auseinandersetzungen zweier
Mafia-Gruppen geschrieben und einen italienischen Gastronomen aus Erfurt
namentlich benannt – gestützt auf interne Unterlagen des BKA.
Der Autor ist Redakteur der taz
13 Jan 2018
## AUTOREN
Wolfgang Gast
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