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# taz.de -- Gewinner der Vierschanzentournee: König Kamil im exklusiven Klub
> Der Pole Kamil Stoch gewinnt alle vier Springen der Vierschanzentournee –
> ein Kunststück, das vor ihm nur einem Sportler gelang.
Bild: Freut sich: der polnische Gewinner Kamil Stoch
Bischofshofen taz | Als Doppel-Olympiasieger, Weltmeister, Sieger der
Vierschanzentournee und Gewinner des Gesamt-Weltcups war Kamil Stoch in
seiner Heimat längst ein Star. Er stand noch über Fußball-Nationalspieler
Robert Lewandowski. Doch seit Samstag, 18.49 Uhr ist er eine Legende. In
Bischofshofen gewann der 30-Jährige aus Zakopane nicht nur die Tournee zum
zweiten Mal. Nach Sven Hannawald (2002) ist er bei 66 Ausgaben erst der
zweite Skispringer, der alle vier Wettbewerbe der Veranstaltung gewinnen
konnte.
Aus seiner Heimat kam umgehend die Ansage. „Heute bilden wir alle gemeinsam
das Gefolge eines neuen Königs – Kamil!“, jubelte Polens Ministerpräsident
Mateusz Morawiecki. Der überragende Athlet selbst blieb sich auch in der
Stunde seines größten Triumphs treu. „Es ist ein wahnsinniger Tag für mich,
eine wahnsinnige Tournee.“ Ganz bescheiden fügte er an: „Dass ich den Grand
Slam gewinnen durfte, empfinde ich als große Ehre“, sagte er und bedankte
sich danach bei seiner Frau Ewa, bei seinen Eltern, die in Bischofshofen an
der Schanze mitfieberten, sowie dem ganzen Team um Cheftrainer Stefan
Horngacher.
Einer der ersten Gratulanten war Sven Hannawald. Als TV-Experte bei
Eurosport war er ebenfalls vor Ort. Nach Stochs letztem Sprung von der
Schanze eilte er aus der Kommentatorenkabine und schloss den Polen in die
Arme. „Das war richtig stark“, sagt er und klopft ihm noch auf den Helm,
„willkommen im exklusiven Klub.“
Was in seiner Heimat auf ihn zukommt, weiß Stoch. Schließlich hat er dies
nach dem vergangenen Tourneesieg letzten Winter schon einmal erlebt.
Einladungen zu Ehrungen und Anfragen zu Terminen werden sich häufen.
„Körperlich war Kamil damals deswegen ganz unten“, erzählt der Coach.
Darauf zog er die Notbremse, redete mit seinem Überflieger. „Er ist total
einsichtig“, berichtet der Coach, „ zieht definitiv die Konsequenzen
daraus.“
## Auch ein kompletter Skispringer ist nur ein Mensch
Nach seinem achten Tourneesprung hatte sich Kamil Stoch in den Schnee
fallen lassen. „Es war ein riesiger Druck, weil es bislang nur Sven
geschafft hatte“, gestand er. Diese demonstrative Ruhepause im Schnee war
nicht nur eine Reaktion auf seinen historischen Triumph. Nach diesen neuen
Tagen höchster Anspannung ist der 1,73 Meter große und nur 55 Kilogramm
schwere Athlet körperlich und mental platt. „Kamil hat etwas gezittert“,
hat Horngacher danach verraten. Doch der Doppel-Olympiasieger habe die
Klasse seine Leistung abzurufen, wenn es darauf ankomme.
Sofort gratuliert hat auch Richard Freitag seinem Widersacher. „Du hast es
Dir verdient, mein Junge“, postete sein deutscher Konkurrent von der Couch
zu Hause in Oberstdorf. Bis zu seinem Sturz in Innsbruck hatte der
26-Jährige dem Titelverteidiger einen spannenden Zweikampf geliefert. Nicht
nur Stochs Coach Horngacher war der Überzeugung, dass Freitag seinen
Schützling hätte schlagen können. Allerdings sagte Bundestrainer Werner
Schuster voller Hochachtung: „Kamil ist ein noch kompletterer Skispringer
als Richard, er kann den Telemark besser setzen.“ Auch Andreas Wellinger,
der sich mit zwei dritten Plätzen noch Platz zwei in der Tourneewertung
sicherte, war voll des Lobes über den 30-Jährigen: „Kamil ist so ein toller
Typ, es ist für jeden unglaublich, was er geleistet hat.“
Doch auch ein kompletter Skispringer ist nur ein Mensch. Und mitunter
entsprechend aufgeregt. Der Norweger Andreas Stjernen erzählte nach dem
Springen, wie oben im Aufwärmraum Stoch seine Nervosität mit Gesprächen
über seinen Lieblingsclub FC Liverpool zu bekämpfen versuchte. Der Pole
wollte dies nicht so stehen lassen. Seine Version lautete: „Daniel André
Tande ist auch ein Liverpool-Fan, deshalb habe ich mich mit ihm über den
Pokalsieg gegen den FC Everton unterhalten.“
7 Jan 2018
## AUTOREN
Klaus-Eckhard Jost
## TAGS
Vierschanzentournee
Skispringen
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Skiunfall
Skisport
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