# taz.de -- Wissen, wer’s war | |
> PolizistInnen künftig mit Nummern | |
Von Hannes Stepputat | |
In Mecklenburg-Vorpommern sollen Bereitschaftspolizisten ab dem neuen Jahr | |
mit einer individuellen fünfstelligen Nummer gekennzeichnet werden, um sie | |
im Bedarfsfall identifizieren zu können. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) | |
ist davon erwartungsgemäß alles andere als angetan: „Es gibt keinen | |
sachlichen Grund für eine Kennzeichnungspflicht“ schreibt der | |
GdP-Landesvorsitzende Christian Schumacher in Großbuchstaben auf der | |
Website seines Verbandes. Warum schreit er bloß so? Wenn sich alle | |
Polizisten an Regeln und Gesetze halten, kann ja schließlich nichts | |
passieren. | |
Durch die Nummern würde die Polizei unter Generalverdacht gestellt, darin | |
sind sich Schumacher und Innenminister Lorenz Caffier (CDU) einig. Und | |
unnötig sei die Kennzeichnungspflicht außerdem, denn bislang seien im | |
Nordosten keine Fälle bekannt, in denen Polizisten nicht identifiziert | |
werden konnten, wenn Vorwürfe gegen sie erhoben wurden. Doof nur: Das | |
stimmt nicht. | |
Im Jahr 2014 etwa wurde der hauptamtliche Fanbeauftragte des Fußballvereins | |
Hansa Rostock im Ostseestadion von einem Polizisten erst umgerannt – | |
mutmaßlich gezielt – bevor ein zweiter Beamter auf den am Boden Liegenden | |
eintrat und ihn verletzte. Gegen den „Rempler“ wurden die Ermittlungen | |
wegen Körperverletzung im Amt eingestellt, doch der tretende Polizist | |
konnte, Sie ahnen es, „trotz umfangreicher Ermittlungen“ nicht | |
identifiziert werden, erklärte die Staatsanwaltschaft Rostock in dieser | |
Woche. | |
Man müsste schon sehr naiv sein, um zu glauben, dass dies der einzige Fall | |
in einem Bundesland sein soll, dessen Bereitschaftspolizei nach über zehn | |
Jahren unter Law-and-Order-Minister Caffier nicht als besonders zimperlich | |
bekannt ist, weder gegenüber Demonstrierenden noch gegenüber Fußballfans. | |
Letztere im Gegenzug allerdings auch nicht. | |
Angesichts der Ablehnung der Nummernschildchen stellt sich die Frage, was | |
der Innenminister im Gegenzug bekommt. Die Linksfraktion hegt den Verdacht, | |
dass es einen „Tauschhandel“ gegeben habe – Kennzeichnungspflicht gegen | |
„finalen Rettungsschuss“. Der ist allerdings auch bisher schon erlaubt, er | |
wird nur nicht wörtlich im Gesetz erwähnt. Der Minister will das bei einer | |
geplanten Gesetzesnovelle ändern, obwohl die Koalitionspartnerin SPD keinen | |
Regelungsbedarf sieht. Einen Tauschhandel weisen beide Parteien zurück. Wie | |
auch immer diese Diskussion ausgehen wird, neues Spielzeug bekommt die | |
Polizei jetzt schon: Fußfesseln für sogenannte Gefährder und Bodycams für | |
Polizisten. | |
23 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Hannes Stepputat | |
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