# taz.de -- die dritte meinung: Ein Denkmal nur für polnische NS-Opfer? Das w�… | |
Weit über fünf Millionen Menschen ermordeten die Deutschen im Zweiten | |
Weltkrieg in Polen. Beschämend wenig ist davon in der heutigen deutschen | |
Öffentlichkeit bekannt. Auch deshalb gibt es aktuell die Forderung, in | |
Berlin ein Denkmal für die polnischen Opfer zu errichten. | |
Dabei wird vergessen, dass für die Mehrheit der ermordeten Polen bereits | |
ein Denkmal existiert – das Holocaust-Mahnmal: Etwa zwei Drittel aller von | |
Deutschen getöteten Polen waren jüdischer Herkunft. Am Berliner Stelenfeld | |
allerdings wollte Präsident Dudas Kabinettschef keinen Kranz niederlegen. | |
Darauf beziehen sich die Befürworter eines neuen Denkmals: Es gebe keinen | |
Ort des Gedenkens an die polnischen Opfer. Aber waren diese Juden denn | |
keine polnischen Bürger? | |
Gefordert wird nun ein Denkmal nur für ethnische Polen. Dieses aber stünde | |
für die Aufrechterhaltung des nationalsozialistischen Rassedenkens, was | |
sämtlichen Antisemiten dies- und jenseits der Oder die Freudentränen ins | |
Gesicht triebe. Das Andenken an die polnischen Juden würde gewissermaßen | |
über die Hintertür geschichtspolitisch „entsorgt“, die Minderheit einmal | |
mehr zu Opfern – und Polen – zweiter Klasse. Ein Denkmal für die „wahren… | |
Polen wäre außerdem eine gefährliche Annäherung an die momentane | |
Diskussionskultur, wonach nur diejenigen das Volk sind, die religiös wie | |
historisch dazugehören und sich nicht von der Mehrheit unterscheiden. | |
Polen wurden Opfer als Kommunisten und Nationalisten, als Juden, als | |
Katholiken und Protestanten, oder einfach nur, weil sie zur falschen Zeit | |
am falschen Ort waren. Darüber aufzuklären ist von höchster Wichtigkeit. | |
Der Genozid an ethnischen Polen darf dabei aber nicht gegen den Genozid an | |
jüdischen Polen – die Schoah – in Stellung gebracht werden. Es ist deshalb | |
Zeit für ein deutsch-polnisches Museum, am besten in Berlin und in | |
Warschau. Es könnte über die komplexe Vergangenheit aufklären und würde ein | |
Zeichen für Verständigung setzen – und nicht für Nationalismus. | |
7 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Stephan Lehnstaedt | |
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