# taz.de -- nordđŸthema: Was tun fĂŒr eine erholsamere Nachtruhe? | |
> Wie gut man schlÀft, hÀngt auch von der Umgebung ab. Neben dem richtigen | |
> Bett mĂŒssen aber auch die Gestaltung und das Klima im Schlafzimmer | |
> insgesamt bedacht werden | |
Von Jördis FrĂŒchtenicht | |
Etwa ein Drittel seines Lebens verschlÀft der Mensch. Schlaf ist | |
lebensnotwendig, er lÀsst den Körper regenerieren und am Tag Gelerntes | |
abspeichern. Eine erholsame Nachtruhe hat jedoch nicht jeder: Etwa ein | |
Drittel der Erwachsenen leidet gelegentlich an Schlafproblemen, | |
lĂ€ngerfristige Schlafstörungen haben immerhin noch fĂŒnf bis zehn Prozent. | |
Schlafschwierigkeiten können durch Stress, psychische und körperliche | |
Erkrankungen ebenso wie durch den Konsum von Substanzen wie Kaffee oder | |
Alkohol ausgelöst werden. HĂ€ufig lĂ€sst sich mit der Ănderung von | |
Verhaltensweisen bereits eine Besserung erzielen. Dazu gehört auch die | |
Gestaltung des Schlafzimmers und des Bettes: âMan muss sich im eigenen Bett | |
persönlich wohlfĂŒhlenâ, sagt Robert Göder, Leiter des Schlaflabors am | |
UniversitĂ€tsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. âWichtig ist, dass man vor | |
dem Schlafen rechtzeitig runterkommt.â Aufregende Sachen, etwa | |
KonfliktgesprÀche oder auch das Beantworten von E-Mails, die einen | |
verÀrgern, sollten vor dem Zubettgehen vermieden werden. | |
Wie lange man braucht, um zur Ruhe zu kommen, ist dabei individuell. âDie | |
Stressresistenz ist unterschiedlich. Hier muss man seine persönliche Grenze | |
findenâ, sagt Göder. Dies sei beispielsweise auch beim Kaffeekonsum der | |
Fall. âDem einen reicht es, eine Stunde vor dem Schlafengehen, keinen | |
Kaffee mehr zu trinken, der andere muss bereits mittags aufhören, um keine | |
Probleme zu haben.â | |
Im Schlafzimmer sollte möglichst gar nicht gearbeitet werden. âAlles, was | |
mit Computer und Schreibtisch zu tun hat, sollte man aus diesem Zimmer | |
verbannenâ, so Göder. âDas ist ein klares Signal an den Körper, dass in | |
hier nur geschlafen wird.â Um diese VerknĂŒpfung nicht zu stören, sollte | |
auch im Bett selbst möglichst nur geschlafen werden. Fernsehen oder Essen | |
im Bett verhindern die VerknĂŒpfung. âAuch Lesen sollte man eigentlich nicht | |
im Bettâ, erklĂ€rt der Schlafmediziner. Es gebe aber auch Menschen, die nach | |
dem Lesen keine Probleme beim Einschlafen haben. | |
Neben dem eigenen Verhalten am Abend ist auch das Raumklima wichtig fĂŒr | |
eine erholsame Nachtruhe. âFrĂŒher wurde gesagt: Je tiefer die Temperatur, | |
desto tiefer der Schlafâ, erlĂ€utert Göder. Aber: âDas stimmt so nicht.â… | |
Grad Raumtemperatur gelten als Ziel. Neben der Temperatur ist auch die | |
Raumluft selbst wichtig: âFrische Luft ist gut zum Schlafen. Auch ĂŒber | |
Nacht kann das Fenster aufbleiben, solange es dann nicht zu laut ist.â | |
Wer an einer groĂen StraĂe lebt, sollte das Fenster vor dem Schlafengehen | |
besser schlieĂen. Denn LĂ€rm stört den Schlaf. Das Schlafzimmer sollte | |
entsprechend ruhig gelegen sein. âDies wird natĂŒrlich an FlughĂ€fen oder bei | |
lauten Nachbarn schwierigâ, sagt Göder. Ebenfalls problematisch kann ein | |
schnarchender Partner sein. âWenn man einen leichten Schlaf hat und vom | |
Schnarchen des anderen wach wird, sollte man in getrennten Zimmern | |
schlafen.â Sollten keine störenden AtemgerĂ€usche vorhanden sein, sei das | |
gemeinsame Schlafen fĂŒr Paare aber oft erholsamer. âPaare schlafen zusammen | |
besser. Die Anwesenheit des jeweils anderen beruhigtâ, erlĂ€utert Göder. | |
Neben irritierenden GerÀuschen beeinflusst auch die Helligkeit des Raumes | |
den Schlaf. Ob einfache Gardinen ausreichend sind oder Rollos das Zimmer | |
komplett abdunkeln mĂŒssen, ist von Person zu Person unterschiedlich. âIm | |
Winter ist die Helligkeit nicht das Problem. Wenn die Sonne im Sommer aber | |
bereits um vier oder fĂŒnf Uhr aufgeht, ist das fĂŒr manche bereits der | |
entscheidende Reiz, aufzuwachenâ, erlĂ€utert Göder. Wenn man feststelle, | |
dass man im Sommer deutlich eher aufwache als im Winter, sollte man fĂŒr | |
mehr Dunkelheit im Schlafzimmer sorgen. | |
Die Auswahl des richtigen Bettes ist fĂŒr einen erholsamen Schlaf â und die | |
Gesundheit des RĂŒckens â ebenfalls von Bedeutung. âJunge Menschen können | |
vielleicht noch ĂŒberall schlafen, auch auf einer Luftmatratze. Das Ă€ndert | |
sich aber, wenn man Ă€lter wirdâ, sagt Detlef Detjen, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des | |
Vereins âAktion Gesunder RĂŒckenâ (AGR). Der in Bremervörde ansĂ€ssige Ver… | |
fördert die Erforschung ĂŒber Entstehung und Vermeidung von RĂŒckenschmerzen | |
und informiert ĂŒber die Forschungsergebnisse. Mit dem AGR-GĂŒtesiegel | |
âGeprĂŒft & empfohlenâ werden zudem besonders rĂŒckenfreundliche Produkte | |
ausgezeichnet. | |
âAm rĂŒckenfreundlichsten ist ein sogenanntes Bettsystem, bestehend aus | |
Unterfederung und Matratzeâ, sagt Detjen. Eine flexible Unterfederung, die | |
im Alltag hÀufig mit dem einfacheren Lattenrost gleichgesetzt wird, lÀsst | |
sich auf die BedĂŒrfnisse der oder des Schlafenden einstellen. Zudem kann | |
ein Bett mit Bettsystem an Gewicht und Körperform angepasst werden. âDer | |
SchlĂ€fer muss in jeder Lage unterstĂŒtzt werdenâ, erklĂ€rt Detjen. âIm | |
Durchschnitt dreht man sich pro Nacht 60 Mal, dabei muss die natĂŒrliche | |
Form der WirbelsĂ€ule unterstĂŒtzt werden.â Auf dem RĂŒcken liegend entspreche | |
die Form in etwa einem doppeltem S, auf der Seite liegend sei die | |
WirbelsÀule eher eine gerade Linie. | |
Die nÀchtliche Bewegung durch das Drehen trÀgt etwa zur Regeneration der | |
Bandscheiben bei und fördert die Durchblutung der Muskulatur. âWasserbetten | |
sind daher eher ungeeignet, da durch das Einsinken im Bett das Drehen | |
reduziert wirdâ, erzĂ€hlt Detjen. Um ausreichend Bewegungsspielraum zu | |
haben, ist auch die GröĂe des Bettes wichtig. âWer 1,90 Meter groĂ ist, | |
sollte sich keine 1,90-Meter-Matratze kaufen.â Die AGR empfiehlt: das Bett | |
mindestens 20 Zentimeter lÀnger als den Körper. | |
Bei der Wahl der Matratze ist zusÀtzlich zu beachten, dass sie die | |
Einstellung der Unterfederung ĂŒbertrĂ€gt. âBei einer flexiblen Federung | |
nĂŒtzt eine brettharte Matratze nichtsâ, sagt Detjen. âEs gibt auch nicht | |
die eine Matratze, die fĂŒr alle SeitenschlĂ€fer oder alle RĂŒckenschlĂ€fer | |
richtig ist. Wenn man sagt, man sei SeitenschlÀfer, dann bedeutet das, dass | |
man auf der Seite liegend einschlÀft und vielleicht auch so aufwacht. Aber | |
in der Nacht nimmt man immer wieder andere Positionen ein.â | |
Wer zu zweit schlÀft, sollte auch zwei getrennte Bettsysteme nutzen, | |
empfiehlt Detjen. âEin gutes System kann sich an einen Körper anpassen, | |
aber nicht an zwei. Bei einem Bett mit 140 Zentimeter Breite sollte man | |
also zwei Systeme mit jeweils 70 Zentimetern Breite nutzen.â | |
âEin neues Bettsystem kann zunĂ€chst sogar Probleme bereiten, da der Körper | |
nicht daran gewöhnt istâ, erzĂ€hlt Detjen. Wenn sich der Körper an das | |
verĂ€nderte LiegegefĂŒhl gewöhnt hat, wĂŒrden die Probleme aber gehen. Eine | |
nachtrÀgliche Anpassung ist bei Matratzen in der Regel nicht möglich, bei | |
der Unterfederung jedoch schon. âGenerell gilt: Das Bett muss zum einen | |
objektiv passen â also die Unterfederung zum Körper â und es muss subjektiv | |
passen. Der eine schlÀft lieber etwas hÀrter, der andere lieber etwas | |
weicher.â | |
Eine gute Unterfederung könne 20 Jahre halten. âAus hygienischen GrĂŒnden | |
sollten die Matratzen jedoch alle acht bis zehn Jahre erneuert werden. Dann | |
kann man auch die Unterfederung auf SchĂ€den prĂŒfenâ, erlĂ€utert Detjen. Im | |
Durchschnitt wĂŒrden Betten aber nur alle 17 Jahre erneuert. âEntsprechend | |
selten setzt man sich mit dem Thema auseinander. Dabei sollte man sich fĂŒr | |
den Matratzenkauf Zeit nehmen.â | |
Wenn man tagsĂŒber unterwegs sei und dann nachmittags noch schnell nach | |
Matratzen schaue und sich auf Betten lege, sei alles irgendwo bequem, meint | |
Detjen. âMan sollte einen Termin fĂŒr die Beratung vereinbaren, der | |
VerkĂ€ufer muss sich fĂŒr das GesprĂ€ch Zeit nehmen und Dinge erfragen wie | |
etwa Liegeempfinden oder RĂŒckenprobleme.â Zudem sollte ein gutes | |
FachgeschĂ€ft auch nach dem Kauf noch fĂŒr die KĂ€uferInnen da sein und ihnen | |
bei Problemen helfen. | |
18 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Jördis FrĂŒchtenicht | |
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