# taz.de -- heute in bremen: Deutschland als Sehnsuchtsort | |
taz: Herr Dunker, was ist ein Migrationsvordergrund? | |
Axel Dunker: Der Begriff wurde von der Autorin Kat Kaufmann geprägt. Wenn | |
man einen Migrationshintergrund hat, wird man in der alltäglichen | |
Interaktion häufig darauf festgelegt. Daher stehen Migrationserfahrungen | |
vielmehr im Vordergrund. | |
Um welche Themen wird es bei Ihrer Tagung gehen? | |
Wir beschäftigen uns mit Autoren und Autorinnen, die aus Osteuropa kommen | |
und deutschsprachige Literatur verfassen. Dabei wird es um Themen wie | |
Migration, Flucht und Selbst- und Fremdwahrnehmung gehen. Wir befassen uns | |
außerdem mit der Vorstellung von Deutschland als Sehnsuchtsort und wie | |
viele Menschen kurze Zeit nach der Ankunft desillusioniert werden. Des | |
Weiteren stellen wir uns die Frage, inwiefern die Kategorie „Osteuropa“ | |
eigentlich noch passend ist. | |
Inwiefern setzen Sie sich mit dieser Kategorie auseinander? | |
Die Bezeichnung „osteuropäische Herkunft“ lässt viel Verallgemeinerung zu. | |
Dies wird der Komplexität der Erfahrungen der Autoren und Autorinnen aus | |
besagten Ländern nicht gerecht. | |
Trotzdem sprechen Sie von einer „Osterweiterung der deutschsprachigen | |
Literatur“. | |
Damit ist zum einen die Geschichtslast, also die Erfahrungen des Holocausts | |
und des 2. Weltkriegs gemeint und zum anderen die Geschichtenfülle. Dazu | |
zählen die vielen Erfahrungen, das hohe Formbewusstsein und die Intensität, | |
die die Autoren und Autorinnen in die deutschsprachige Literatur mit | |
einbringen. | |
Autoren und Autorinnen aus Osteuropa haben also einen großen Einfluss auf | |
die deutschsprachige Literatur? | |
Ja, sie stellen eine absolute Bereicherung für die hiesige Literatur dar | |
und bringen ihren eigenen kulturellen Hintergrund mit. | |
Wie lässt sich dieser Einfluss wissenschaftlich erfassen? | |
Wir nehmen uns bestimmte Begriffe vor und es wird untersucht, inwiefern | |
diese literarisch bearbeitet werden. Dabei geht es nicht nur um Inhalte, | |
sondern auch um die sprachliche Form. | |
Interview: Paula Högermeyer | |
9 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Paula Högermeyer | |
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