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# taz.de -- die gesellschaftskritik: Plötzlich Chefin
WAS SAGT UNS DAS? Die Initiative „Because I am a girl“ macht auf Missstände
aufmerksam, von denen Mädchen betroffen sind. Bei Takeover-Aktionen dürfen
Mädchen in Machtpositionen schlüpfen – für einen Tag
In fast 30 Städten betören diesernachts Wahrzeichen und Denkmäler in
kräftigem Pink. Unter anderen der Funkturm in Berlin, die
Sankt-Petri-Kirche in Hamburg oder das Karlstor in München.
Die Beleuchtungsaktion ist Teil der Initiative „Because I am a girl“ des
Kinderhilfswerks Plan International. Diese will auf die Missstände
aufmerksam machen, denen Mädchen weltweit ausgesetzt sind. Durch gezielte
Mädchenförderung engagieren sie sich für die Verbesserung der
Lebensbedingungen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dabei geht es ihnen
vor allem um den gleichberechtigten Zugang zu Bildung, denn: „Bildung macht
Mädchen stark“.
Weltweit wird 130 Millionen Mädchen der Zugang zu Bildung und damit
einhergehend die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens verwehrt. Statt
zur Schule zu gehen, müssen sie in der Landwirtschaft helfen, an
Nähmaschinen schuften oder werden schon im Kindesalter verheiratet und zu
sklavenähnlicher Hausarbeit gezwungen.
Parallel zu der Beleuchtungsaktion finden in rund 60 Ländern sogenannte
Takeover-Aktionen statt: Junge Mädchen dürfen für einen Tag Chefin spielen
und symbolisch Führungsrollen in Politik und Gesellschaft übernehmen. So
räumt beispielsweise der Polizeichef Ugandas seinen Posten, Kanadas
Ministerpräsident teilt sein Büro mit einer jungen Kanadierin und sowohl
der Präsident als auch der Vizepräsident der Philippinen überlassen an
diesem Tag den Mädchen die Führung.
Auf ihrer Webseite schreibt Plan International. die Farbe Pink neu besetzen
zu wollen: als eine Farbe, die Lebensfreude und Zuversicht vermittelt und
junge Mädchen motiviert, für ihre Rechte einzustehen.
Bisher assoziiert man mit der Farbe allerdings eher das Bild des
niedlichen, hilfsbedürftigen Püppchens.
Plan Internationals großartiges Engagement vor Ort gegen die herrschende
Ungerechtigkeit steht außer Frage. Die pinken Gebäude und symbolischen
Aktionen sind dazu allerdings kein würdiger Beitrag. Vielmehr stellt sich
ein Gefühl ganz im bisherigen Sinne der Farbe ein: niedlich.
Einflussreiche Männer lassen gönnerhaft und medial wirksam junge Mädchen in
Führungspositionen schnuppern, um am nächsten Tag genauso fortzufahren wie
bisher.
Maria Rose
11 Oct 2017
## AUTOREN
Maria Rose
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