| # taz.de -- heute in hamburg: „Versicherte 71 Euro teurer“ | |
| > Eröffnung Ein neuer Kiosk in Billstedt soll den Zugang zum | |
| > Gesundheitssystem erleichtern | |
| taz: Herr Fischer, Sie machen den Gesundheitskiosk in Billstedt. Verkaufen | |
| Sie dort Bio-Bier und E-Zigaretten? | |
| Alexander Fischer: Wir versuchen mitten in der Lebenswelt zu sein, wollen | |
| ein niedrigschwelliges Angebot machen, so dass ich mich nach dem Einkaufen | |
| noch kurz um die Gesundheit kümmern kann. Wir beraten in acht Sprachen und | |
| arbeiten mit den Ärzten zusammen. Ein Beispiel? | |
| Eine Patientin will 30 Kilo abnehmen. Sie kommt einmal die Woche zu uns, | |
| nur zum Wiegen. Das hilft, sich zu motivieren. | |
| Auf einem Bild im Internet ist eine Arztliege zu sehen. So sieht aber doch | |
| kein Kiosk aus. | |
| Das war der Übergangskiosk. Es sieht jetzt freundlicher und heller aus. Wir | |
| haben zwei Beratungsräume, darin auch eine Liege und einen Wickeltisch. | |
| Wenn man in Billstedt lebt und ein körperliches Leiden hat, geht man zum | |
| Arzt und dann zu Ihnen? | |
| Der Arzt hat oft nur sieben Minuten Zeit, sagt zum Beispiel: Aha, der hat | |
| Bluthochdruck. Bei Bedarf überweist er den Patient zu uns an den Kiosk. | |
| Dort können wir bei der Raucherentwöhnung helfen, Fragen in Muttersprache | |
| beantworten und die Medikamente übersichtlich auflisten. Dann schicken wir | |
| ihn zurück zum Arzt, der kann dann sagen: Die grüne Pille nehmen Sie nicht | |
| mehr, dafür diese Gelbe. | |
| Und wenn der Patient vom Arzt nicht im Kiosk ankommt? | |
| Klar, das ist das Risiko. Aber in der Testphase kamen schon 70 Prozent von | |
| 300 Patienten durch eine Überweisung zu uns. | |
| Überwiesene könnten aber auch gar nicht beim Kiosk ankommen? | |
| Genau. Wir haben ja auch erst vor drei Monaten gestartet. Nach und nach | |
| wollen wir alles auswerten, auch wie viele Patienten angekommen sind. | |
| Wie finanzieren Sie sich? | |
| Über einen Innovationsfonds, in dem 300 Millionen Euro überwiegend von den | |
| Krankenkassen liegen. Davon sind wir mit 6,3 Millionen für die nächsten | |
| drei Jahre gefördert. | |
| Und wie geht es dann weiter? | |
| Wir müssen uns selbst tragen. Aktuell ist der AOK-Versicherte in Billstedt | |
| pro Jahr 71 Euro teurer als im Rest Hamburgs, weil der Bedarf höher ist, es | |
| aber weniger Ärzte gibt und die Leute dann schneller in die Notaufnahme | |
| gehen. Durch effektivere Ressourcennutzung wollen wir diesen Betrag senken. | |
| Dadurch gewinnen die Krankenkassen und wir werden mitfinanziert. | |
| Interview: Daniel Trommer | |
| Eröffnung des Gesundheitskiosks: ab 11.30 Uhr, Möllner Landstraße 18 | |
| 28 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Trommer | |
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