# taz.de -- Leichen bleiben unterm Fernsehturm | |
> Urteil Das Gericht entschied am Mittwoch zugunsten des Menschen Museums. | |
> Die Ausstellung muss aber umgebaut werden | |
Ein Herz liegt auf dem Richtertisch, direkt vor dem Vorsitzenden Richter. | |
Im Inneren befindet sich ein transparenter Anhänger, der das Herz als das | |
von Frau F. ausweist. Wieder einmal befasst sich das Berliner | |
Verwaltungsgericht mit menschlichen Leichen, die nach einem vom Anatom | |
Gunter von Hagens in den Siebzigern entwickelten Verfahren konserviert | |
wurden. Das Bezirksamt Mitte hatte darauf beharrt, dass sie unter das | |
Bestattungsgesetz fallen und nicht im Menschen Museum unterm Fernsehturm | |
ausgestellt werden dürfen. Das Gericht entschied am Mittwoch nun zumindest | |
teilweise zugunsten des Museums. | |
Der Rechtsstreit um die 2015 eröffnete Ausstellung währt schon gut drei | |
Jahre und dürfte auch mit der neuesten Entscheidung nicht abgeschlossen | |
sein: Danach verstoße die Ausstellung nicht gegen das Bestattungsverbot, | |
wenn für jedes Exponat eine Einwilligungserklärung des Körperspenders | |
vorliegt. So hat das Berliner Verwaltungsgericht bereits zum zweiten Mal | |
zugunsten der Ausstellungsmacher entschieden. | |
Im Dezember 2014 urteilte es, dass die ausgestellten Exponate als | |
Anatomieleichen zu betrachten seien, die der Gesetzgeber vom | |
Bestattungsgesetz ausgenommen hat. Diese Entscheidung wurde vom | |
Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg ein Jahr später mit der | |
Begründung gekippt, dass es sich bei der Art & Sciences GmbH, der damaligen | |
Betreiberin des Menschen Museums, nicht um ein anatomisches Institut | |
handelt und dass die Ausstellungsmacher nicht nachweisen könnten, welcher | |
Spender zu welchem Exponat verarbeitet wurde. Die Ausstellungsmacher | |
reagierten auf die Kritik: Träger des Museums ist nun das „Institut für | |
Plastination“. Außerdem ersetzten sie sämtliche Teilkörperplastinate durch | |
solche, deren Herkunft sie eindeutig belegen können. Bei den höchst | |
aufwendig hergestellten Ganzkörperplastinaten konnten bislang nur drei | |
ersetzt werden. Zeitgleich rettete sich das Menschen Museum mit diversen | |
rechtlichen Mitteln vor der Schließung, die das Bezirksamt wiederkehrend | |
verlangte. | |
Mit dem Urteil des Gerichts haben die Museumsbetreiber um Gunter von Hagens | |
nun eine Verschnaufpause bekommen. Die vom Gericht monierten zehn | |
Ganzkörperexponate, für die eine ausreichende Einwilligungserklärung des | |
Körperspenders nicht vorliegt, dürfen allerdings nicht mehr gezeigt werden. | |
Uta Eisenhardt | |
14 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Uta Eisenhardt | |
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