# taz.de -- 13 Euro für Hamburg | |
> Wahlkampf Die Linke fordert einen Mindestlohn von 13 Euro für Hamburg. | |
> Die SPD und Arbeitgeberverbände lehnen das ab: Die Verantwortung liege | |
> bei den Tarifpartnern | |
Bild: Immer unter Zeitdruck und oft schlecht bezahlt: Lagerarbeiter | |
von Daniel Trommer | |
13 Euro Mindestlohn fordert Die Linke für Hamburg. Das sagten Sabine | |
Boeddinghaus und Cansu Özdemir, beide Fraktionsvorsitzende der Linken in | |
der Hamburger Bürgerschaft, am vergangenen Freitag, als sie ihre neue | |
Broschüre „Armut in Hamburg – Fakten und Forderungen“ vorstellten. Die | |
Linke verlangt damit den „Hamburger Mindestlohn“ zurück, den es seit diesem | |
Jahr nicht mehr gibt. Dieser galt nur für Beschäftigte der Stadt und bei | |
Mehrheitsbeteiligungen der Stadt, wie zum Beispiel beim Hamburger | |
Flughafen. | |
„Die SPD lehnt diese Forderung ab“, sagt Ksenija Bekeris, die | |
sozialpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Die | |
Verantwortung für den Mindestlohn liege beim Bund. Es ergebe Sinn, dass | |
nicht die Politik, sondern die Experten, sprich Gewerkschaften, Arbeitgeber | |
und Wissenschaftler diesen alle zwei Jahre neu aushandeln würden. | |
Deniz Celik, der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linken, entgegnet, | |
Die Linke wolle da, wo der Hamburger Senat Einfluss hat, „Armutslöhne | |
abschaffen – auch im Hinblick auf die zunehmende Altersarmut“. Außerdem | |
müsse der Senat für die freie Wirtschaft eine Vorbildfunktion ausüben. | |
Die Abgeordnete Boeddinghaus ergänzt: „Die Menschen haben nicht genug, | |
obwohl sie viel arbeiten und müssen darum trotzdem noch vom Staat | |
unterstützt werden. Wenn diese Zahlungen wegfallen würden, würde sich das | |
am Ende für die Gesellschaft rechnen.“ | |
Die Leute würden das, was sie mehr verdienen, auch mehr konsumieren, | |
vermutet Boeddinghaus. Dass der Mindestlohn in Hamburg einen Euro höher | |
sein soll als die sonst von den Linken geforderten zwölf Euro bundesweit, | |
begründet die Partei mit den höheren Lebenshaltungskosten in der Großstadt. | |
Urban Sieberts, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Arbeitsrechtliche | |
Vereinigung Hamburg, findet die geforderte Steigerung im Vergleich zu dem | |
gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro „exorbitant hoch“. Würden diese 13 | |
Euro konkret für den öffentlichen Sektor in Hamburg gelten, würde man zum | |
Beispiel im Bereich der Entsorgung gegen private Anbieter | |
wettbewerbsunfähig werden. Deswegen habe ein Mindestlohn nur bundesweit und | |
für alle verbindlich Sinn. | |
Janet Niemeyer, Pressesprecherin der Hamburger Flughafen GmbH sagt, dass so | |
ein Mindestlohn drei Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr bedeuten würde. Das | |
sei „im Luftverkehrsmarkt derzeit nicht zu erwirtschaften“. | |
Tochtergesellschaften des Flughafens würden dann insolvent gehen. | |
Neben dem Mindestlohn stellen die Linken noch allerhand andere Forderungen | |
zur Armutsbekämpfung. Sie wollen beispielsweise eine echte Umsetzung der | |
Mietpreisbremse. Dafür müssten alle Mieten für Nachmieter öffentlich | |
gemacht werden. Wie das konkret aussehen soll, wurde nicht ausgeführt. | |
19 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Daniel Trommer | |
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