| # taz.de -- heute in hamburg: „Lassen uns nicht vertreiben“ | |
| > Kundgebung Im Münzviertel gibt es zu wenig Raum für soziokulturelle | |
| > Arbeit, klagt eine Initiative | |
| taz: Herr Westphal, Sie haben bis Ende 2016 gemeinsam mit anderen eine Kita | |
| im Münzviertel besetzt … | |
| Günter Westphal: Nein, wir hatten dort als Stadtteilinitiative 70 | |
| Quadratmeter gemietet. Der Rest wurde dann besetzt, daraus ist das | |
| Kollektive Zentrum – das KoZe – entstanden. Das wurde von der Stadt | |
| geduldet. | |
| Aber irgendwann verlor die Stadt die Geduld? | |
| Wir wussten, dass wir nur mieten können, bis der erste Bagger kommt. Nur | |
| die Stadt hat dann nicht mehr mit uns gesprochen. Die Polizeieinsätze sind | |
| hinterhältig gewesen. Wie bei G20: Es wurde hochgepuscht bis ins | |
| Unendliche. Das Vertrauen war überhaupt nicht da. | |
| Warum ist Ihre Vermittlung zwischen der Polizei und den KoZe-Leuten | |
| gescheitert? | |
| Entscheidend ist, dass Bürgermeister Olaf Scholz uns nie wollte. Seit | |
| Februar 2016 wurden uns Versprechungen gemacht, es würden Container | |
| aufgestellt, um unsere Aktivitäten fortführen zu können, wenn die Kita | |
| abgerissen werde. Aber wir wurden vertröstet und neue Räume gibt es bis | |
| heute nicht. | |
| Deswegen heute die Kundgebung. Haben Sie die eigentlich angemeldet? | |
| Ja. Wir haben das ja schon ein paar Mal unangemeldet gemacht. Jetzt eben | |
| angemeldet, um uns öffentlich zu zeigen, auch wegen des Zitats von Herrn | |
| Scholz aus dem Abendblatt. | |
| Welches Zitat? | |
| Er sagte, der Konflikt mit dem Münzviertel wäre gelöst. Er wolle nämlich | |
| keine zweite Rote Flora. Aber dass man uns so sieht, hat man uns nie | |
| erzählt. Wir fühlen uns von unserem Bürgermeister hinters Licht geführt. | |
| Sind Sie jetzt mit 74 Jahren nicht des Kämpfens müde? | |
| Nein, ich habe einen aufrechten Gang. Wir müssen kämpfen oder das Viertel | |
| verlassen. Wir haben im Stadtteil nur Neubauten und Touristen. Aber wir | |
| wollen in einer alten Schule, die es im Viertel noch gibt, ein neues | |
| soziokulturelles Zentrum aufmachen. Doch wir haben den Eindruck, dass man | |
| uns nicht will, dass wir mit unserem Engagement zum Beispiel für obdachlose | |
| Jugendliche nicht reinpassen. | |
| In der Ankündigung der Kundgebung heißt es, man sei „lebendig wie nie | |
| zuvor“. Klingt so Verzweiflung? | |
| Nein, Scholz sagt ja, wir wären nicht mehr da. Aber wir lassen uns nicht | |
| vertreiben. Wir rücken zusammen und andere Initiativen zeigen sich | |
| solidarisch. | |
| Interview Daniel Trommer | |
| Kundgebung „Die Viertel denen, die drin leben!“: 18 bis 21 Uhr, Münzplatz | |
| 7 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Trommer | |
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