Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Islamische Gräber dort, wo Muslime wohnen
> Tod Der Friedhof an der Lilienthalstraße sollnun für islamische
> Bestattungen genutzt werden
In Neukölln sollen neue Grabflächen für Muslime entstehen. Das gab das
Bezirksamt vergangene Woche bekannt. Auf dem Lilienthalfriedhof unweit des
U-Bahnhofs Südstern plant der Bezirk, acht Felder einzurichten, die Platz
für bis zu 1.600 Bestattungen bieten. Dem islamischen Ritus entsprechend
wird die Anlage in Richtung Mekka ausgerichtet. Erste Beisetzungen sind für
das Jahr 2018 anvisiert.
Die Neuköllner reagieren damit auf den demografischen Trend: Die Zahl der
Muslime in Berlin steigt. Im Bezirk allein leben rund 60.000 Menschen
muslimischen Glaubens. Sie entscheiden sich außerdem immer häufiger für
eine Bestattung in Deutschland und gegen eine Überführung in ihre
Herkunftsländer. „Auf dem Lilienthalfriedhof können wir unkompliziert und
zeitnah neue Grabflächen schaffen, die den Bedarf erst mal decken“,
erklärte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).
Für den islamischen Friedhof hatte sich vor allem die Bürgerplattform „Wir
in Neukölln“ (Win) stark gemacht. In der Allianz sind muslimische und
christliche Verbände organisiert. Win forderte nicht nur neue Grabfelder,
sie sollten außerdem in der Innenstadt liegen. Der Grund: Die meisten
Flächen für Muslime befinden sich in Randbezirken, etwa in Gatow oder
Ruhleben.
An der Lilienthalstraße bekommen die Aktivisten nun das, was sie wollten:
Islamische Gräber dort, wo Muslime leben. „Ich freue mich, dass wir nun
einen Friedhof in Neukölln bekommen“, sagt Ahmet Sezgin von der
Aziziye-Moschee. „Im Namen der Bürgerplattform danken wir Frau Dr. Giffey
und allen anderen Beteiligten für dieses Ergebnis.“
Die muslimischen Verbände können den Friedhof nicht selbst finanzieren. Die
Trägerschaft übernimmt daher der Bezirk. Zu den Kosten könne man noch keine
Angaben machen, hieß es dort auf Anfrage. Zuerst müsse die Beschlussfassung
durch das Bezirksamt erfolgen.
Mit der Entscheidung für den Lilienthalfriedhof vollziehen die
Verantwortlichen eine Kehrtwende. Für das Projekt war zuvor der St.
Jacobi-Friedhof an der Hermannstraße im Gespräch. Diese Option stellte sich
aber als zu teuer heraus. „St. Jacobi wäre für uns nicht zu stemmen
gewesen“, erklärt eine Sprecherin des Bezirksamts. Zunächst hätte man das
Gelände vom Evangelischen Friedhofsverband kaufen müssen. Dann wären noch
etwa drei Millionen Euro für die Herrichtung hinzugekommen.
Der Friedhof an der Lilienthalstraße befindet sich dagegen bereits im
Besitz des Bezirks. Auch die Herrichtung der Flächen werde dort wesentlich
günstiger. „Im Vergleich zu St. Jacobi belaufen sich die Kosten auf einen
Bruchteil.“
Francis Laugstien
5 Sep 2017
## AUTOREN
Francis Laugstien
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.