# taz.de -- heute in Bremen: „Umständliche Strukturen“ | |
> Einwanderung Forscher befragten 300 Personen zur Integration. Jetzt | |
> stellen sie die Ergebnisse vor | |
taz: Herr Over, funktioniert die Integration im Einwanderungsland | |
Deutschland? | |
Ulf Over: Die Menschen, die wir bisher befragt haben, sind da geteilter | |
Meinung. Im Großen und Ganzen läuft vieles gut. Integration funktioniert | |
immer dann gut, wenn beide Seiten gewillt sind, ihr Zusammenleben gut zu | |
gestalten. Dies erfordert auch, dass klar sein muss, welche Werte, Normen | |
und Regeln hier gelten und welche verhandelbar sind. | |
Welche Defizite haben Sie in ihrer Forschung erkannt? | |
MigrantInnen beklagen häufig die fehlenden oder umständlichen Strukturen. | |
Viele fühlen sich von den Menschen aufgenommen, vom Staat aber im Stich | |
gelassen. Allerdings sind, gerade mit dem großen Flüchtlingszustrom 2015, | |
Vorurteile und Ablehnung wieder ein Thema. Das betrifft auch Menschen, die | |
vom Aussehen einer anderen Ethnie zugeordnet werden können, deren Eltern | |
aber häufig schon deutsche Staatsbürger waren, als sie auf die Welt kamen. | |
Wie hat sich die Integrationspolitik seit dem Jahr 2015 gewandelt? | |
In unserer Pilot-Studie hat die Mehrheit der Befragten gesagt, dass die | |
Wahrnehmung der Integration heute schlechter ist. Die Grenzen des Möglichen | |
schienen vor 2015 unendlich zu sein, hier scheint es etwas mehr | |
Pragmatismus zu geben. Wer aufgenommen wird, sollte schneller als bisher | |
auch eingebunden werden. Menschen monatelang in Untätigkeit im Moratorium | |
zu belassen, ist sicher kein guter Weg. | |
Wie können Sie der Bremer Politik konkret helfen? | |
Wir können zeigen, welche Unterschiede es gibt. Wir können auch jetzt schon | |
zeigen, dass es Kontroversen auch innerhalb der Mehrheitsgesellschaft | |
darüber gibt, was eigentlich unter Integration zu verstehen ist. Politik | |
kann mit Hilfe dieser und der geplanten größeren Studie sehr genau | |
erfahren, was gewollt ist und was aus Sicht der Menschen der falsche Weg | |
wäre. Die Menschen sagen uns auch, dass gemeinsame Werte wichtiger sind als | |
die bloße Einforderung von Toleranz. | |
Was muss sich in der Bildungspolitik verändern, um Geflüchtete besser auf | |
Beruf oder Studium vorzubereiten? | |
In Bremen ist die Bildungslandschaft da insgesamt auf einem guten Wege. | |
Bildungspolitik müsste aber auch auf Bundesebene einheitlicher werden. | |
Bildungsinstitutionen müssen integrieren. Es müssen mehr entsprechende | |
Fortbildungen für KindergärtnerInnen, LehrerInnen und Hochschullehrende | |
angeboten werden. Letztendlich sollten junge Geflüchtete möglichst schnell | |
in alltägliche Situationen integriert werden, sowohl in Lernumgebungen als | |
auch in der Freizeit. | |
Interview Philipp Nicolay | |
Vorträge zur Integration im Einwanderungsland: 16 Uhr, Europa-Punkt Bremen | |
31 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Philipp Nicolay | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |