Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die blauen Hunde von Mumbai
> Chemikalien In Indien haben Tiere in einem von der Industrie verseuchten
> Fluss gebadet
Bild: Dieser Hund ist eigentlich weiß
BERLIN taz | Etwas gespenstisch sehen sie aus, die blauen Hunden, die seit
einigen Tagen auf Bildern in den sozialen Netzwerken kursieren. Sie zeigen
Tiere mit hellblau gefärbtem Fell, die durch die Straßen der indischen
Großmetropole Mumbai spazieren. Elf solcher Tiere wurden bislang gesichtet.
Auch Vögel sollen verfärbt worden sein.
Die Ursache für das eigenartige Farbenspiel ist wenig schön: Die Hunde
kommen aus dem Industriegebiet Taloja in der indischen Metropole Mumbai,
durch das der Fluss Kasali fließt. Die dort ansässigen Industriebetriebe
lassen offenbar immer wieder ihre Abwässer im Fluss ab.
Beim Baden im Fluss hätten die Hunde die blaue Farbe aufgenommen, wie die
Umweltbehörde Maharashtra Pollution Control Board bestätigte. Die
Umweltbehörde hatte Ermittlungen aufgenommen und bestätigt, dass die blaue
Farbe im Fluss aus einer Chemiefabrik zur Herstellung von Reinigungsmitteln
kam. Am vergangenen Mittwoch ließ sie die verantwortliche Firma schließen.
Erstmals hatte die Zeitschrift Hindustan Times am 11. August über die
blauen Streuner in Mumbai berichtet. AnwohnerInnen aus Tolaja hatten sich
daraufhin bei der Umweltbehörde über Firmen beschwert, die regelmäßig
Farbstoffe in den Fluss kippten. In Taloja gibt es rund 1.000 Fabriken, die
meisten davon im Bereich der Medizin-, Technik- oder Lebensmittelindustrie.
Nach Angaben der Hindustan Times übersteigt die Verschmutzung des Flusses
den Grenzwert um den Faktor 13.
„Es war schockierend zu sehen, wie das weiße Fell der Hunde sich komplett
blau gefärbt hatte“, sagte Arati Chauhan, Leiter des Tierheims Navi Mumbai
Animal Protection Cell, der Zeitung. Man habe die Umweltbehörde umgehend
zum Handeln gegen die verantwortlichen Industriebetriebe aufgefordert. Die
Schadstoffe seien auch für Menschen hochgefährlich, wenn sie versehentlich
eingenommen werden, sagte Chauhan. Er rief dazu auf, insgesamt stärker
gegen Umweltverschmutzung durch die Chemiefirmen in dem Industriegebiet
vorzugehen.
Mittlerweile wurde die blaue Farbe auf dem Fell der Straßenhunde durch den
Regen wieder abgewaschen, teilte die Tierschutzorganisation Mumbai’s Thane
SPCA mit. Direkte gesundheitliche Schäden für die Hunde ließen sich bislang
nicht feststellen, allerdings wisse man nichts über die Langzeitfolgen,
sagte der Präsident der Organisation.
Die blauen Hunde aus dem indischen Mumbai führen im wahrsten Sinne des
Wortes bildlich vor, welches Ausmaß die Umweltverschmutzung durch
Industriechemikalien in Gewässern annehmen kann. Das ist keinesfalls ein
Problem, das nur Indien betrifft. „Gerade in Osteuropa gibt es immer wieder
Flüsse, die sich zwischenzeitlich rot, gelb oder grün färben, weil zum
Beispiel Textilfabriken dort ihre Schadstoffe ablassen“, sagte Manuel
Fernandez von der Umweltorganisation BUND der taz.
LUCIA HEISTERKAMP
23 Aug 2017
## AUTOREN
Lucia Heisterkamp
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.