| # taz.de -- Die spinnen, die Kattenturmer | |
| > Kunst Mit einer Aktionswoche will Kattenturm sich von einer neuen Seite | |
| > zeigen. Die Zwischenzeitzentrale beteiligt sich mit einem schönen Projekt | |
| Bild: Aus Kilometern von Garn entsteht das Netz in Kattenturm | |
| Sieben Kilometer Garn sorgen für eine ungewohnte Szenerie in Kattenturm. | |
| Der sonst eher unscheinbare und triste Platz mit seinen grauen Neubauten in | |
| Kattenturm-Mitte ist überzogen mit unzähligen ineinander verworrenen Fäden | |
| aus weißem Garn. Blaues, rotes und gelbes Scheinwerferlicht verwandeln das | |
| vorher farblose Material in ein buntes Gebilde, in dem Kinder spielen und | |
| von dem PassantInnen Fotos machen. | |
| Das Netz ist eine Kunstaktion der Zwischenzeitzentrale (ZZZ) und ein | |
| Höhepunkt der Kattenturmer Aktionswoche, bei der es unter anderem Kunst, | |
| Musik, Stadtteilrundgänge und eine Suppenstraße gibt. Unter dem Motto | |
| „Mitmachen und Netze spinnen – Netzwerkarbeit sichtbar machen“ möchte die | |
| ZZZ durch eine Inszenierung in der Fläche zu neuen Nutzungsideen | |
| inspirieren. | |
| Den ganzen Tag sind vor allem Kinder, aber auch Erwachsene, begeistert | |
| dabei, aus den Fäden ein riesiges Netz zu spinnen, das sogar am | |
| gegenüberliegenden Hochhaus im dritten Stock befestigt ist. „Wir möchten | |
| Räume öffnen, um zu experimentieren“, sagt Anne Angenendt von der ZZZ. Sie | |
| betreut den gesamten Tag „das Dauerspinnen“. So eine Aktion könne der | |
| Startpunkt für eine breitere Bürgerbeteiligung im Stadtteil sein, so | |
| Angenendt. | |
| Die Arbeit bei der Zwischenzeitzentrale verstehen Sarah Oßwald, Oliver | |
| Hasemann, Anne Angenendt und Daniel Schnier als Hilfe zur Selbsthilfe. Sie | |
| entwickeln gemeinsam mit Interessenten Ideen für Zwischennutzungen bei | |
| Leerständen, vermitteln Kontakte zu Eigentümern, und helfen bei | |
| Behördengängen. | |
| In Kattenturm stehen in der Einkaufspassage einige Ladenflächen leer und | |
| auch die Freiflächen sind derzeit nicht optimal genutzt. „Gerade beengte | |
| Stadtteile brauchen Orte, wo etwas passiert“, sagt die studierte Kunst- und | |
| Kulturvermittlerin Angenendt. | |
| An diesem Abend passiert auch in der Dämmerung noch einiges auf dem Platz | |
| im Schatten des großes Hochhauses: Im bunten Licht der Scheinwerfer und der | |
| Kulisse des riesigen Spinnennetzes musizieren Vyara Mladenova mit Violine | |
| und Hannah Craib auf der Bratsche. Eine große Menschenmenge aus | |
| verschiedenen Generationen hört gebannt zu. Nur noch die Klänge der | |
| Streichinstrumente, unterbrochen von einem gelegentlichen Kinderlachen, | |
| sind zu hören. „In Bremen gibt es das sonst eher selten, dass um diese | |
| Uhrzeit an solchen Plätzen noch so viel los ist“, sagt Oliver Hasemann, | |
| Raumplaner bei der ZZZ. | |
| Bei der Aktionswoche in Kattenturm sind bis Freitag rund 40 weitere | |
| Aktivitäten geplant. „Viele denken, dass Stadtteilarbeit etwas | |
| Selbstverständliches ist, aber wir wollen sie in dieser Woche für alle | |
| fühlbar machen“, sagt Sandra Ahlers, die seit neun Jahren | |
| Quartiersmanagerin in Kattenturm und Arsten ist. | |
| Im Januar 2016 hat sie mit den rund 40 Partnern und AnwohnerInnen die | |
| Festwoche geplant – es ist eine Premiere für Kattenturm. Ahlers will in | |
| diesen Tagen Menschen den Stadtteil näherbringen, die sonst nicht | |
| hierherkommen. Sie hofft, dass die KattenturmerInnen wahrnehmen, wie | |
| Stadtteilarbeit funktioniert und wie sie sich selbst daran beteiligen | |
| können. | |
| Philipp Nicolay | |
| 16 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Philipp Nicolay | |
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