# taz.de -- heute in hamburg: „Geflüchtete als Sexobjekt“ | |
> Gespräch Im Hein & Fiete diskutieren Schwule aus anderen Kulturen über | |
> den Umgang in der Szene | |
taz: Frau Majewski, wie ist es für schwule Geflüchtete, nach Deutschland zu | |
kommen? | |
Daria Majewski: Es ist unterschiedlich und kommt darauf an, wo jemand | |
herkommt. Schwule Männer aus Polen haben deutlich weniger Reibungspunkte | |
mit Deutschen als beispielsweise Bekannte von mir, die aus Saudi-Arabien | |
oder Syrien kommen. | |
Wen haben Sie zur Diskussion eingeladen? | |
Auf dem Podium werden Wanja, ich und noch ein bis zwei weitere Gäste von | |
ihren Erfahrungen erzählen. Wanja ist von Quarteera aus Berlin, einem | |
Verein für russischsprachige LGBT-Geflüchtete in Deutschland und kommt aus | |
Kasachstan. Ich habe einen polnischen Hintergrund und kann als Ex-Schwule | |
(lacht) und Transfrau von den solidarischen Strukturen innerhalb der | |
schwulen Szene in Deutschland berichten. | |
Welche kulturellen Unterschiede gibt es? | |
Zum Beispiel den Stellenwert vom Coming-out. In Deutschland wird das | |
Öffentlichmachen der eigenen sexuellen Orientierung meistens als | |
Empowerment wahrgenommen. Bei Leuten aus anderen Kulturkreisen funktioniert | |
das aber oft nicht. Da hängt oft viel mehr dran als bei uns. Da sind | |
teilweise ganze Familiennetzwerke betroffen. Daher ist es schwierig, denen | |
zu sagen, dass sie sich doch einfach trauen sollen oder sie zu verurteilen, | |
wenn sie es nicht tun. | |
Tauschen sich Schwule nicht darüber aus? | |
Doch, den Austausch gibt es schon. Projekte wie Quarteera leisten sehr | |
wichtige Vermittlungsarbeit. Aber das Problem, das viele Geflüchtete | |
kritisieren, ist häufig, dass sie fetischisiert oder exotisiert werden, auf | |
ihre dunkle Haut reduziert werden und als Sexualobjekt wahrgenommen werden. | |
Woran liegt das? | |
Hauptsächlich daran, dass die schwulen Szenen über Sexualität funktioniert. | |
Gleichzeitig haben sich schwule Szenen in Deutschland natürlich in ihrem | |
spezifischen Kulturkreis mit spezifischen historischen Erfahrungen | |
entwickelt und eigene Codes etabliert. Treffen schwule Männer aus | |
verschiedenen Kulturen zusammen, müssen sie erst mal lernen, einander | |
zuzuhören und herauszufinden, womit sie sich wohlfühlen. Doch sexualisierte | |
Orte wie Darkrooms sind nicht für alle so normal, wie für viele europäische | |
oder amerikanische Schwule. Und natürlich auch sich selbst zu reflektieren. | |
Interview Katharina Kücke | |
Podiumsgespräch „Für Männer die mehr wollen“: 19 Uhr, Hein & Fiete, | |
Pulverteich 21 | |
19 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Katharina Kücke | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |