# taz.de -- Gute Kohlefür das Grillgut | |
> Wald Selbst FSC-zertifizierte Holzgrillkohle ist nicht immer ökologisch. | |
> Nun gibt es eine Alternative, die aber ihren Preis hat | |
Bild: Lecker, aber irgendwie schlecht fürs Klima | |
von Yvonne Elfriede Hein | |
BERLIN taz | Ökologisch zu grillen ist gar nicht so einfach: Bei einem | |
Großteil der Grillkohle ist die Herkunft unbekannt und beinhaltet zudem | |
Tropenhölzer. Das Start-up „Nero“ aus dem baden-württembergischen Kirchbe… | |
möchte eine nachhaltigere Alternative anbieten und als erster Anbieter | |
ökologische und tropenholzfreie Grillkohle verkaufen. | |
In Deutschland werden nach Angaben der Organisation True Forest Trust (TFT) | |
jährlich rund 240.000 Tonnen Grillkohle verbrannt. Nur ungefähr ein Achtel | |
der angebotenen Grillkohle stammt aus Deutschland, der Rest wird | |
importiert. | |
TFT setzt sich weltweit für den Schutz und Erhalt von Wäldern ein und sieht | |
in Holzimporten ein ökologisches Problem: Weniger als ein Viertel der | |
Holzkohle ist zertifiziert und stammt damit nachweislich aus kontrollierten | |
Forstwirtschaften und nicht aus illegalen Waldrodungen. Zudem sind sogar in | |
FSC-zertifizierter Holzkohle Tropenhölzer zu finden. Laut der TFT-Studie | |
waren rund 56 Prozent der 2016 verkauften Grillkohlesäcke voll und ganz mit | |
Tropenhölzern gefüllt. In acht Prozent der Kohlesäcke waren Tropenhölzer | |
anteilig zu finden. Lediglich ein Drittel der angebotenen Kohle aus dem | |
Einzelhandel war frei von Holz aus dem Regenwald. | |
Zwar werden FSC-Regenwälder nach strengeren Richtlinien bewirtschaftet als | |
heimische Wälder, allerdings gibt es bei der Überprüfung der Standards | |
große Lücken und die Kontrollen werden angekündigt, kritisiert Biologin und | |
Waldexpertin Jutta Kill. „Ein erheblicher Anteil des angeblich | |
kontrollierten Holzeinschlags ist illegal. | |
In 2016 wurden etwa beim FSC-zertifizierten Holzunternehmen Jari Florestal | |
große Bestände illegal geschlagener Edelhölzer sichergestellt. Zudem öffne | |
der Holzabbau in Regenwäldern oft die Tür für eine spätere Rodung der | |
Flächen zugunsten von Rinderhaltung oder Sojaanbau. | |
Um Tropenholz bei der Grillkohle ausschließen zu können, reiche es nicht, | |
nur auf die Herkunft des Holzes zu achten. Diese ist in den meisten Fällen | |
gar nicht oder nur unzureichend angegeben. So ist Polen zwar einer der | |
größten Holzlieferanten für Deutschland, bezieht laut TFT sein Holz | |
allerdings zu 84 Prozent aus der Ukraine und Nigeria, wo es kaum | |
forstwirtschaftliche Kontrollen wie die FSC-Standards gibt und daher ein | |
Großteil der Wälder illegal abgeholzt wird. | |
Das Problem der Herkunft spielt auch beim Unternehmen Nero eine Rolle. „Wir | |
haben so viel Wald in Deutschland und Europa. Warum sollen wir Holz und | |
Holzkohle aus Staaten importieren, in denen der Holzeinschlag weniger gut | |
kontrolliert wird als in Deutschland?“, fragt Aaron Armah, einer der | |
Gründer von Nero. | |
Das Start-up bezieht seine Holzkohle ausschließlich aus dem Stadtwald | |
Saarbrücken. Dieser ist mit dem Naturland-Siegel zertifiziert, sodass auch | |
die Grillkohle das Siegel tragen darf. Für die Produktion werden nicht | |
extra Bäume gefällt, sondern bereits geschlagenes Holz, das für die | |
Weiterverarbeitung zum Beispiel für Möbel nicht geeignet ist, verwendet. | |
Aus diesem Grund sei das Brenngut zu hundert Prozent ökologisch und | |
tropenholzfrei. Das hat allerdings seinen Preis: Grillkohle von Nero kostet | |
ungefähr dreimal so viel wie herkömmliche Holzgrillkohle. Der | |
Naturland-Brennstoff kann man in vielen Biomärkten wie denn’s oder der Bio | |
Company kaufen. | |
Das Naturland-Siegel hat nach Einschätzungen von WWF-Waldexperte Johannes | |
Zahnen den höchsten Standard unter den Zertifizierungen. So werden hier | |
strengere Anforderungen an die Naturbelassenheit der Wälder gestellt, es | |
werden weniger Insektengifte benutzt. Ferner sind Naturland-Forste nur in | |
Deutschland zu finden, also werden keine Tropenbäume gefällt. Von elf | |
Millionen Hektar Wald in Deutschland fallen allerdings nur 53.000 Hektar | |
unter das Naturland-Siegel. | |
Rund eine Million Hektar sind in Deutschland FSC-zertifiziert. Doch, so | |
Zahnen, sind „beide Zertifikate keine Naturschutzauszeichnungen, sondern | |
Siegel für die Waldbewirtschaftung, die den Naturschutz berücksichtigt“. | |
12 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Yvonne Elfriede Hein | |
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