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# taz.de -- heute in hamburg: „Liebenswert und tapfer“
> Einblick Korea Stiftung zeigt Dokumentation von Sung-Hyung Cho über
> Alltag in Nordkorea
taz: Frau Cho, warum haben Sie Ihre südkoreanische Staatsangehörigkeit
abgegeben?
Sung-Hyung Cho: Weil ich als Südkoreanerin nicht nach Nordkorea darf. Es
hätte sein können, dass man mich verhaftet. Daher habe ich die deutsche
Staatsangehörigkeit schon 2012 angenommen. Sonst hätte ich keinen Film
produzieren können.
Wie geht es den Menschen in Nordkorea?
Das kann man nicht pauschalisieren. Im Grunde weiß man nie genau, ob das,
was gezeigt wird, authentisch ist. Als ich das letzte Mal da war, habe ich
gemerkt, dass sich das Land verändert und das Volk sich eine Versöhnung mit
Südkorea wünscht. Die Leute sind jedoch alle sehr vorsichtig. Mein Eindruck
war, dass die Nordkoreaner, trotz der ganzen Einschränkungen, sehr
liebenswürdig sind und tapfer ihr Glück im Alltag suchen.
Warum liegt der Fokus auf normalen Menschen und nicht auf politisch
brisanten Themen?
Ich war nie politische Filmemacherin. Mich interessiert der ethnografische
Blick. Und mit „normalen“ Nordkoreanern über Politik zu sprechen, kann sehr
gefährlich werden. Man erfährt auch viel über die politische Lage, wenn man
sich den Alltag ansieht. Zum Beispiel, dass Kinder lieber im Internat
bleiben als nach Hause zu gehen, weil es da mehr zu Essen und einen
Fernseher gibt.
Welche Bedeutung hat der Film für Deutschland?
Bisher dachte ich immer Deutschland sei für die Wiedervereinigung von Nord-
und Südkorea. Das Bild von Nordkorea ist jedoch total einseitig. Ich
glaube, das liegt daran, dass die deutsche Rüstungsindustrie boomt und
einer der drei Hauptimporteure Südkorea ist. Aus ökonomischer Sicht ist die
Anspannung zwischen den Ländern für Deutschland lukrativ.
Was kann der Film bewirken?
Es gibt ja das deutsche Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Und
ich bin optimistisch, dass sich das Bild der Deutschen nach und nach
ändert, je mehr den Film sehen. Denn Jeder muss aktiv die Welt
mitgestalten. Deswegen engagieren sich die Menschen ja auch gegen G20.
Wieso wird der Film gerade jetzt in Hamburg gezeigt?
Das ist Zufall. Aber ich finde das super, weil ich so die Atmosphäre von
G20 hautnah miterleben kann. Zeitgleich passt der Film sehr gut, weil ich
möchte, dass die Welt ihr Feindbild von Nordkorea überdenkt. Denn das Bild
von Nordkorea als das absolut Böse begünstigt das Regime, während die
Menschen darunter leiden. Ich möchte, dass wir Nordkorea besser
kennenlernen, damit das Land nicht weiter isoliert bleibt.
Interview Katharina Kücke
„Meine Brüder und Schwestern im Norden“, Diskussion mit Regisseurin,
Lichtmess-Kino, Gaußstraße 25, 19 Uhr
6 Jul 2017
## AUTOREN
Katharina Kücke
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