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# taz.de -- „Ein kurioser Einzelfall“
> Gesetze Die Standards für Brandschutz in Deutschland seien die weltweit
> höchsten, meint der Brandschutzexperte Peter Spary. Eigentümer und Mieter
> sollten aber regelmäßig die Fassade auf Auffälligkeiten hin prüfen lassen
taz: Herr Spary, in Wuppertal wurde ein komplettes Hochhaus geräumt, weil
die Holzdämmung eine Brandgefahr darstellte. Baujahr 1960. Haben wir in
Deutschland ein Problem mit alten Häusern?
Peter Spary: Nein. Es handelt sich hier nach meinen Erfahrungen um einen
kuriosen Einzelfall. Wir sind das Land mit der höchsten Brandsicherheit
weltweit.
Warum sind Sie sich so sicher?
Bevor eine Baugenehmigung erteilt wird, muss der Antrag von der Feuerwehr
abgenommen werden. Das ist klar in den einzelnen Länderbaurechten geregelt.
Jedes Gebäude wird umfassend geprüft, bevor es bezogen werden darf. Das
erfolgt lokal durch die zuständigen Baubehörden. Bevor der Bauträger die
Freigabe erhält, haben allerhand Experten den Bau auf Mängel abgeklopft.
Wenn jemand ein brennendes Streichholz in den Riss meiner Hausfassade
wirft, kann also nichts passieren?
Das habe ich nicht gesagt. Da kann durchaus etwas passieren! Sie sollten
Ihr Gebäude regelmäßig auf Auffälligkeiten überprüfen lassen. Dafür gibt…
Sachverständige, die Sie sich ins Haus holen können. Wenn Sie einen
externen Experten hinzuziehen, sind Sie auf der sicheren Seite. Denn der
hat Interesse daran, Fehler zu finden, schließlich verdient er damit sein
Geld. Und sollte er Mängel entdecken, kann ich mir kaum vorstellen, dass
der Eigentümer danach nicht handelt.
Ausschließlich nichtbrennbare Materialien müssen erst ab einer Bauhöhe von
22 Metern verwendet werden. Warum nicht bereits darunter?
Die höchste Feuerwehrleiter ist 22 Meter hoch. Bis zu der Höhe werden
Styroporplatten verwendet, weil sie für den Eigentümer deutlich preiswerter
sind. Sie sind für den Brandschutz auch völlig ausreichend, wenn sie
richtig verbaut werden. Und im Extremfall kommen eben die Kollegen von der
Feuerwehr dort ran. Sollte ein Brand aber über dieser Grenze ausbrechen,
ist er schwieriger zu bekämpfen. Deshalb dürfen dort nur Materialien
verwendet werden, die 1.000 Grad Celsius aushalten. Steinwolle ist da
Monopolist. Sie ist aber auch teuer.
Was heißt, Styropor muss richtig verbaut werden?
Potenzielle Gefahren werden durch sogenannte Brandriegel verhindert:
Zwischen den verschiedenen Ebenen müssen nichtbrennbare Materialien
eingebaut werden. Wenn jemand mutwillig einen Brand legt, dann hilft ihnen
das aber nur bedingt. Dann brennt das Einfamilienhaus mit Styropor halt
besser als mit Steinwolle. Das muss der Hausbesitzer selbst entscheiden, er
trägt die Verantwortung.
Der Eigentümer entscheidet sich zwischen einem sicheren Brandschutz oder
einer günstigen Wärmedämmung?
Nein. Brandschutz ist bei jedem Dämmsystem eine Voraussetzung! Je nach
System ändern sich die zusätzlichen Vorrichtungen, die getroffen werden.
Wenn ich als Eigentümer einen hundertprozentigen Brandschutz haben will,
dann komme ich an Steinwolle als Dämmmaterial nicht vorbei?
Genau. Nur Steinwolle hält diesen hohen Temperaturen stand. Auch andere
Produkte, wie zum Beispiel Styropor oder Aluminium sind nichtentflammbar,
das ist aber eine niedrigere Kategorie als nichtbrennbar, weil sie
letztlich doch anfälliger sind. Mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen
dürfen aber sogar nachwachsende Rohstoffe wie etwa Schilf oder Gras für die
Dämmung verwendet werden. Und diese gelten als normal entflammbar. Leicht
entflammbare Baustoffe sind in Deutschland verboten.
Interview Jan-Peter Schulz
29 Jun 2017
## AUTOREN
Jan-Peter Schulz
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