# taz.de -- Kein Geld für die Pille? Kein Problem, Pro Familia zahlt | |
> Verhütung Beratungsstelle übernimmt Kosten für Studierende und Frauen, | |
> die Hartz IV erhalten | |
BERLIN taz | Frauen mit wenig Geld verzichten oft darauf, zu verhüten. Sie | |
nehmen weder die Pille, Kondome, die Spirale noch andere Verhütungsmittel | |
und riskieren damit eine Schwangerschaft. Das ergab eine Studie der | |
Evangelischen Hochschule Freiburg im Auftrag der Bundeszentrale für | |
gesundheitliche Aufklärung. | |
Das betrifft vor allem Frauen, die Hartz IV beziehen. Kürzlich hat Pro | |
Familia, der bundesweit größte Verband für Familienplanung und | |
Sexualpädagogik, „Biko“ ins Leben gerufen, ein Projekt, in dem Betroffene | |
kostenlose Verhütungsmittel bekommen können. Biko, das heißt: Beratung, | |
Information, Kostenübernahme. Damit will Pro Familia erreichen, dass | |
Betroffenen Verhütungskosten grundsätzlich erstattet werden. | |
Frauen, die kein oder nicht genug Geld für die Pille haben, unter um | |
Umständen also auch Studierende, können in sieben Orten der Republik – | |
unter anderem Erfurt und Arten in Thüringen, Lübeck in Schleswig-Holstein, | |
Saarbrücken im Saarland – das Angebot in Anspruch nehmen. | |
Und so geht es: Ein Arzt stellt das Rezept aus, die Patientin geht damit in | |
eine Pro-Familia-Beratungsstelle, die prüft, ob die Kosten übernommen | |
werden können. Danach kann das Rezept in einer Apotheke kostenlos eingelöst | |
werden, Vorkasse ist also nicht nötig. Bei einer Spirale benötigt Pro | |
Familia einen Kostenvoranschlag von der Gynäkologin. | |
Voraussetzung: Die Frauen müssen in einem der sieben Orte wohnen, älter als | |
20 Jahre sein, ein geringes Einkommen haben, Hartz IV oder Bafög beziehen. | |
Bei Frauen unter 20 Jahren ist die Krankenkasse gesetzlich verpflichtet, | |
verschreibungspflichtige Verhütungsmittel zu bezahlen. Die Kosten für | |
Kondome werden generell nicht übernommen, also weder von den Kassen noch | |
von Biko. | |
„Am Anfang war die Skepsis seitens der Ärzte und Apotheken groß“, sagt | |
Franziska Rehwald, Pro-Familia-Mitarbeiterin in Halle an der Saale. Sie und | |
ihre KollegInnen verteilten in Arztpraxen, Apotheken und Ämtern Flyer. | |
Zunächst seien Frauen nur auf Empfehlung der Ärzte gekommen, dann habe sich | |
das Projekt herumgesprochen und guten Zulauf erhalten. | |
„Die Frauen sind überrascht, dass es so unkompliziert ist“, sagt Rehwald: | |
„Sie bekommen schnell einen Termin und erfahren dann meist innerhalb von 15 | |
Minuten, ob die Kosten übernommen werden.“ Infos zu Verhütung gibt es in | |
mehreren Sprachen, auch in Leichter Sprache. Bei Bedarf werden | |
DolmetscherInnen per Video zugeschaltet. | |
Die Kosten des Projekts, das bis 2019 läuft und vom Familienministerium | |
unterstützt wird, betragen 3,6 Millionen Euro.Laura Weigele | |
29 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Laura Weigele | |
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