# taz.de -- Berliner Szenen: Lieferservice Giovanni | |
> Kontaminierte Sushi | |
Grillen auf dem Innenhof. Irgendwann kommt ein Mitarbeiter eines großen | |
Essenslieferanten mit seinem Fahrrad an die Tür zum Seitenflügel, kramt | |
etwas umständlich in seiner Kühltasche herum und zieht schließlich eine | |
Plastikbox hervor, deren Inhalt sich beim Herausnehmen über den Steinboden | |
verteilt: Sushi. | |
Der Mann zögert, schaut kurz zu uns herüber. Dann nimmt er die | |
Maki-Röllchen, legt sie jede einzeln fein säuberlich zurück in die Box und | |
betritt das Gebäude. Kurz darauf kommt er wieder nach draußen und radelt | |
davon. | |
Ungefähr zehn Minuten später kehrt der Mann zurück. Als er unsere | |
Überraschung bemerkt, erklärt er, die falschen Sushi zugestellt zu haben: | |
Eigentlich hätten sie in die Fehrbelliner Straße gehört. Jetzt müsse er sie | |
umtauschen. | |
Der Lieferant verschwindet ein zweites Mal im Gebäude, kommt nach einer | |
Weile mit den inzwischen vermutlich nicht nur schmutzigen und | |
angegrapschten, sondern auch salmonellenverseuchten Sushi zurück, überlegt, | |
wählt eine Nummer, erreicht niemanden, steht jetzt einfach nur da. | |
Als wir ihm, um die Situation aufzulösen, ein Bier anbieten, nimmt er | |
freudig an: Er habe vor Kurzem einen Joint geraucht, da sei ein Bier jetzt | |
gerade richtig! | |
Der Mann, er ist Anfang, Mitte vierzig und spricht gebrochenes Englisch, | |
stellt sich uns als Giovanni vor. Giovanni erklärt, so stoned zu sein, dass | |
er die Hausnummer des Sushi-Empfängers in der Fehrbelliner Straße vergessen | |
habe und in der Zentrale erreiche er niemanden. Giovanni trinkt also ein | |
Bier und dann noch eines und sagt schließlich, jetzt erinnere er sich | |
wieder: Es sei entweder die Hausnummer 24 oder 42 gewesen. Dann | |
verabschiedet er sich. | |
Ich hoffe, der rechtmäßige Empfänger hat seine Sushi nie erhalten. Andreas | |
Resch | |
24 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Andreas Resch | |
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