# taz.de -- nord.thema: Viel Rauch um Fisch | |
> TraditionSeit Jahrhunderten profitiert Kappeln von der Fischerei. Und | |
> fast ebenso lange räuchert an der Schlei die Familie Föh Aal, Hering und | |
> Co. | |
Die drei Schornsteine der Fischräucherei „Föh“ sind schon von der Brücke | |
über den Ostseefjord Schlei aus zu sehen. Erkennen können Gäste der | |
Hafenstadt sie an der leuchtend weißen Aufschrift „AAL“, an jedem | |
Schonstein ein Buchstabe. Der geräucherte Aal der Föhs ist über die Grenzen | |
der Stadt hinaus berühmt. „Sage Kappeln nie Adieu, ohne einen Fisch von | |
Föh“, lautet das Motto des Familienbetriebs. | |
Angefangen hat alles mit fünf Hugenottenbrüdern, die den Namen „de foeh“ | |
(das Feuer) trugen. Ungefähr das Jahr 1629 muss es gewesen sein, als sie | |
vor der Unterdrückung durch den damaligen französischen König Ludwig XIII. | |
flohen. Zwei der Brüder landeten in Eckernförde. Dort eröffneten sie eine | |
Räucherei, die über viele Generationen hinweg in Betrieb war. | |
1911 übernahmen die Föhs die seit 1880 bestehende Räucherei im Kappelner | |
Dehnthof. Die „Föh-Türme“ wurden dort in den 20er- und 30er-Jahren | |
errichtet. Das Geschäft mit der Räucherware florierte. Die Firma | |
entwickelte ein eigenes Verfahren, um Aale zu räuchern, ihre Heringe und | |
Sprotten wurden auf dem Schienenweg deutschlandweit versendet. Während die | |
Berliner den Hering hell geräuchert am liebsten mochten, genossen die | |
Sachsen ihn am liebsten dunkel und mit einem kalten Bier. | |
Vierzehn „Altonaer-Öfen“ hat die Firma im Einsatz. Nach Altonaer Tradition | |
wird der Fisch über dem offenen Holzfeuer geräuchert. Hier wird nicht auf | |
schnelle und automatisierte technische Abläufe gesetzt: Geschäftsführer | |
Hans-Friedrich „Fiete“ Föh und seine Mitarbeiter haben die Räucherzeiten … | |
Gefühl. Mit Kreide schreiben sie sie an kleine Tafeln, die vor den | |
Räucheröfen angebracht sind. | |
Vorrangig wird Fisch aus Dänemark und der Umgebung Kappelns verarbeitet: | |
Aal, Butterfisch, Dornhai, Forelle, Heilbutt, Hering, Lachs, Makrele und | |
Sprotte. Die Spezialitäten können Gäste während der Sommermonate gleich | |
nebenan auf der Fisch- und Bierterrasse der Räucherei verspeisen. | |
Auch nicht geräucherter Fisch steht auf der Speisekarte, zum Beispiel | |
gebraten oder als Salat. Und Fischbrötchen. Die sind so legendär, dass | |
ihnen zu Ehren sogar eine Facebook-Gruppe existiert: „Die besten | |
Fischbrötchen gibts bei Föh in Kappeln“, heißt sie. | |
Das ist kein Wunder: Die Fischerei hat in Kappeln seit Jahhunderten | |
Tradition. Nicht nur für die Föhs spielt der Hering eine besondere Rolle. | |
Sogar im Wappen der Stadt taucht er auf. In Kappeln befindet sich der | |
letzte Heringszaun Europas. Während der Heringstage am | |
Himmelfahrtswochenende wird das über 600 Jahre alte Wahrzeichen der Stadt | |
gewürdigt. Er besteht aus 2.000 in den Grund der Schlei gerammten | |
Eschenholz-Pfählen. Sie sind zwischen 1,8 und 4,5 Metern lang und werden | |
von waagerechten Pfählen unterstützt. | |
Die Heringe, die im Frühjahr zum Laichen die 42 Kilometer lange schmale | |
Förde hinaufziehen, betrachten den Zaun als natürliches Hindernis. Dennoch | |
machen sie wegen der starken Strömung nicht kehrt, sondern schwimmen am | |
W-förmigen Zaun entlang, bis sie in den Spitzen angekommen sind und | |
abgefischt werden können. Der Heringszaun wird während der Heringstage in | |
Betrieb genommen: Gebraten oder gesalzen, als Rollmops oder im Salat können | |
BesucherInnen den frischen Hering dann genießen. Oder geräuchert – | |
natürlich von den Föhs. Lena Eckert | |
Aal- und Fischräucherei Friedrich Föh, Dehnthof 26-28, 24376 Kappeln, | |
www.foeh.de | |
17 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Lena Eckert | |
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