# taz.de -- heute in Bremen: „Nicht durch Facebook“ | |
> Diskussion ExpertInnen debattieren über den Einfluss von Social Media in | |
> der Politik | |
taz: Frau Merten, wie sehr beeinflussen soziale Medien die politische | |
Meinungsbildung? | |
Lisa Merten: Nicht in dem Maße, wie immer angenommen wird. Rund 30 Prozent | |
aller InternetnutzerInnen kommen über soziale Medien mit nachrichtlichen | |
Inhalten in Kontakt und davon nutzen nur sechs Prozent digitale Kanäle als | |
wichtigste Nachtichtenquelle. Entscheidend sind nach wie vor auch andere | |
Medien, sozio-kulturelle Hintergründe und das persönliche Gespräch mit | |
Freundinnen oder der Familie. | |
Und das in einer Zeit mit groß angelegten Social-Media-Kampagnen. Haben die | |
denn gar keinen Effekt? | |
Natürlich. Die funktionieren aber eher als Verstärker bereits vorhandener | |
Meinungen und Vorlieben. Und dafür hält das Internet viele Strategien | |
bereit. So können PolitikerInnen relativ schnell auf Kommentare antworten | |
und damit das Gefühl von persönlicher Bezugnahme erzeugen oder suggerieren. | |
Es können auch bestimmte Gruppen viel gezielter angesprochen werden, etwa | |
durch Datenpersonalisierung | |
Also durch Informationen, die sich als für alle sichtbar tarnen, aber nur | |
von einer klaren Zielgruppe zu lesen sind. | |
Genau. Ein extremes Beispiel kommt aus dem letzten US-amerikanischen | |
Wahlkampf. Dort hat Donald Trump ein Video über Facebook und Twitter | |
geteilt, worin sich Hillary Clinton anscheinend über AfroamerikanerInnen | |
auslässt. Gesehen haben das aber nicht alle, sondern nur Menschen mit einer | |
dunklen Hautfarbe. | |
Aber hier wird doch versucht, ein Meinungsbild über soziale Medien zu | |
verändern? | |
Das stimmt. Diese Strategie hat jedoch nicht das Internet erfunden. Wenn | |
ich mir eine Zeitung kaufe oder eine politische Debatte im Fernsehen | |
ansehe, dann werde ich auch nicht die ganze Informationsvielfalt erfahren, | |
sondern eine gefilterte Auswahl. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit höher, | |
dass ich in sozialen Medien oder auf Blogs mit unterschiedlichen Meinungen | |
konfrontiert werde. | |
Wie etwa die Rechten? | |
Auch das. Und daran kann auch abgelesen werden, worauf es ankommt. Ob | |
soziale Medien einen übermächtigen Faktor in der Meinungsbildung einnehmen | |
oder nicht, ist individuell unterschiedlich und auch für die Wissenschaft | |
schwer zu beurteilen. Wichtig ist die Kompetenz, gute und reflektierte | |
Inhalte von Fake News zu unterscheiden. Und dieses Wissen muss bereits in | |
den Schulen gelernt werden, nicht durch Facebook. Int.: Florian Schlittgen | |
Podiumsdiskussion: 18.30, Bremische Bürgerschaft | |
14 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Florian Schlittgen | |
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