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# taz.de -- heute in Bremen: „Perspektive der Weißen“
> Kolonialismus „Homestory Deutschland“ möchte People of Color eine Stimme
> geben
taz: Frau Ghaffarizad, die Ausstellung „Homestory“ war schon in vielen
Ländern zu sehen. Warum kommt sie erst jetzt nach Bremen?
Kiana Ghaffarizad: Bremens Stadtgeschichte ist eng mit der Geschichte des
Kolonialismus verbunden, was jedoch kaum thematisiert wird. Auch in der
heutigen Zeit finden sich viele Spuren einer kolonialen Vergangenheit. Als
Beispiel muss man dafür nur auf die Straßennamen in Bremen achten. Mit der
Ausstellung wollen wir einerseits eine verantwortungsvolle
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anstoßen, anderseits möchten wir
Perspektiven der People of Color zu Wort kommen lassen, die in der
bisherigen Auseinandersetzung kaum gehört wurden.
Bereits vor der Eröffnung soll die Ausstellung breite Wellen in Bremen
geschlagen haben. Welche?
Wir stehen schon seit Längerem mit den Parteien in Kontakt, die ein
Erinnerungskonzept zu Bremens Kolonialgeschichte erarbeiten. Ebenso wurden
wir von vielen Initiativen und Schulen wahrgenommen, die sich zu Führungen
angemeldet haben. Durchweg gab es positive Resonanz. Das zeigt noch mal,
dass da eine große Leerstelle ist.
Was meinen Sie damit?
Die deutsche Kolonialgeschichte wird kaum thematisiert. Ich persönlich habe
in der Schule Columbus nur als „Entdecker“ Amerikas kennengelernt. Über
Vertreibung, Ausbeutung und Genozide, für die er verantwortlich war, jedoch
nichts. Das zeigt zum einen, dass es große Wissensleerstellen gibt, zum
anderen aber auch, dass der Wissensfundus der People of Color wenig
Aufmerksamkeit von der Mehrheitsgesellschaft bekommt. Die Geschichte des
Kolonialismus wird primär aus der Perspektive der Weißen erzählt.
Liefert die Ausstellung einen Beitrag zur Dekolonialisierung?
Ja, sie soll den Menschen eine Stimme geben, die seit drei Jahrhunderten um
Anerkennung kämpfen. Aber nicht nur auf Stimmen der Vergangenheit wird
eingegangen, auch aktuelle Themen wie Racial Profiling werden behandelt.
Die Ausstellung soll als Startpunkt für Debatten genutzt werden.
Müssen People of Color in Deutschland immer noch um Anerkennung kämpfen?
Viele People of Color werden immer wieder gefragt, wo sie her kommen. Und
das, obwohl man in Deutschland geboren, aufgewachsen und zur Schule
gegangen ist. Viele irritiert es immer noch, dass man sich als Deutsche
bezeichnet, obwohl man nicht weiß ist. Es gibt also immer noch einen weit
verbreiteten Alltagsrassismus. Der macht sich zum Beispiel auch durch
Racial Profiling bemerkbar. Die Kämpfe um Anerkennung werden heute also
immer noch geführt.
Interview Maximilian Schmidt
Eröffnung: 18.30 Uhr, Untere Rathaushalle
31 May 2017
## AUTOREN
Maximilian Schmidt
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