| # taz.de -- Noch eine Rentenkürzung mehr | |
| > Griechenland Nach monatelangen Verhandlungen meldet die Regierung in | |
| > Athen eine Einigung mit den Kreditgebern. Wieder auf Kosten der Mehrheit | |
| > der Bevölkerung | |
| Bild: Für die meisten Griechen ist auch weiterhin keinerlei Besserung in Sicht | |
| Aus Athen Jannis Papadimitriou | |
| Dienstagmorgen um kurz nach sechs verlässt Finanzminister Eukleid | |
| Tsakalotos sichtlich müde die Verhandlungsrunde im Athener Hilton. Was er | |
| zu vermelden hat, lässt aufhorchen: Die Regierung und die Gläubiger hätten | |
| ihre Verhandlungen abgeschlossen. Nun seien die Schuldenerleichterungen für | |
| Hellas endgültig fällig, es gäbe keine „Ausrede“ mehr, die Verhandlungen | |
| darüber zu verschieben. Bereits Ende April hatte Linkspremier Alexis | |
| Tsipras im TV-Interview den Kompromiss angedeutet und dabei erklärt, er | |
| würde die nötigen Sparmaßnahmen durchbringen, damit sich Griechenland | |
| möglichst schnell von seiner „Vormundschaft“ durch die Kreditgeber | |
| verabschiedet. | |
| Auf die Griechen kommt nun ein weiteres Sparpaket in Gesamthöhe von 3,6 | |
| Milliarden zu. Dabei musste Athen bittere Pillen schlucken: Entgegen | |
| früheren Zusagen werden ab 2019 die Renten um durchschnittlich neun Prozent | |
| und die ohnehin bescheidenen Sozialausgaben um weitere 447 Millionen Euro | |
| gekürzt. Sollten die haushaltspolitischen Ziele in den nächsten Jahren | |
| nicht erfüllt werden, dann wäre ab 2020 auch eine Senkung des jährlichen | |
| Steuerfreibetrags von derzeit 8.636 auf 5.681 Euro fällig. Außerdem wird | |
| ein Aktienpaket des einstigen Strommonopolisten DEH zum Verkauf angeboten. | |
| Für die Athener Regierung ist die Einigung mit den Geldgebern dennoch ein | |
| Erfolg. Aus mehreren Gründen: Erstens soll nun die Rückkehr an die | |
| Finanzmärkte und somit das Ende der internationalen Sparaufsicht näher | |
| rücken. Zweitens kommt die Debatte über Schuldenerleichterungen in Gang. | |
| Drittens werden weitere Sozialmaßnahmen fällig, um die vereinbarten | |
| Sparauflagen auszugleichen. Dazu gehören etwa staatliche Zuschüsse für | |
| Mieter, höheres Kindergeld, schneller Zugang zu Kitas sowie bessere | |
| Finanzierung von Schulessen. | |
| Für die Oppositionsparteien ist all das bestenfalls eine | |
| Milchmädchenrechnung. „Tsipras hatte eine Finanzierung ohne neue | |
| Sparauflagen verlangt und bekam stattdessen Sparauflagen ohne neue | |
| Finanzierung“ ,poltert der konservative Oppositionschef Kyriakos | |
| Mitsotakis. Die regierende Linkspartei Syriza habe die Wähler betrogen. | |
| Auch Sozialistenchefin Fofi Gennimata klagt über ein neues Sparabkommen | |
| ohne „Legalisierung“ durch das Volk. | |
| Die nächsten Tage werden spannend. Am Dienstag erklärte Regierungssprecher | |
| Giannakopoulos die Sparauflagen würden Anfang nächster Woche ins Parlament | |
| eingebracht. Davor müsste Premier Tsipras allerdings seine eigene Fraktion | |
| von der Notwendigkeit weiterer Einsparungen überzeugen. | |
| 3 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Jannis Papadimitriou | |
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