# taz.de -- Sicherheit nur ohne Obdachlose | |
> Verdrängung Von den G20-Sicherheitszonen werden auch Obdachlose betroffen | |
> sein. Polizei und Innensenator gelingt es nicht, die Kritik gänzlich aus | |
> der Welt zu schaffen | |
Bild: Drinnen gibt es Blumen vom Concierge, draußen Platzverweise: Atlantic Ho… | |
von Lena Eckert | |
Während des G20-Gipfels soll es auch für Obdachlose in Hamburg so wenig | |
Einschränkungen geben wie möglich. Das hat Innensenator Andy Grote (SPD) | |
jedenfalls am Mittwoch in der Bürgerschaft versprochen. Die „Belastung für | |
die Hamburger Bevölkerung so gering wie möglich zu halten“, sei auch das | |
Ziel der Polizei, wie deren Sprecher Timo Zill bekanntgab. | |
Einige Einschränkungen wird es aber geben – und davon werden nicht zuletzt | |
Obdachlose betroffen sein. Während des Gipfels dürften sich deren | |
Schlafplätze nicht innerhalb der roten Sicherheitszone (siehe Kasten) | |
befinden, wie Grote erklärte. Grote bestätigt damit eine Aussage des | |
Mitte-Bezirkschefs Falko Droßmann (SPD). Der hatte Obdachlosen Anfang | |
dieses Monats in der Straßenzeitschrift Hinz & Kunzt geraten, während des | |
Gipfels Schlafplätze in der Nähe von Messe und Hotels zu meiden oder gleich | |
ganz die Stadt zu verlassen. | |
Die Sozialbehörde kündigte bereits an, den Obdachlosen alternative | |
Schlafplätze anzubieten und versucht daher gerade gemeinsam mit | |
StraßensozialarbeiterInnen, möglichst alle Wohnungslosen im | |
Innenstadtbereich zu erfassen. | |
Ein unmögliches Unterfangen, urteilte Stephan Karrenbauer, Sprecher des | |
Straßenmagazins Hinz & Kunzt. Er vermutete, dass in der Innenstadt 250 bis | |
300 Obdachlose von den G20-Sicherheitsmaßnahmen betroffen seien sie ihre | |
Schlafplätze werden räumen müssen. | |
„Natürlich hat das Auswirkungen, wenn wir mit 35 Delegationen durch die | |
Stadt fahren“, sagte auch Polizeisprecher Zill. Allerdings beträfen die | |
Sicherheitsvorkehrungen über das Messegelände und die Elbphilharmonie | |
hinaus „nur kleinste Flächen um manche, nicht um alle, Hotels herum“. | |
Ausschlaggebend seien die Gefährdungseinstufungen der Staatsgäste. Daher | |
seien laut Zill ohnehin nur einzelne Obdachlose davon betroffen. | |
Karrenbauer bleibt aber weiterhin misstrauisch. Er äußerte gegenüber der | |
taz die Vermutung, dass die Räumung der Schlafplätze vor dem Steigenberger | |
Hotel im April und die der Zeltstadt an der Amsinckstraße am Montag bereits | |
mit dem G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Verbindung standen. Außerdem müsse | |
bedacht werden, dass die Delegationen jeweils ihre eigenen | |
Sicherheitsbeamten mitbrächten: „Obdachlose, deren Schlafplätze an den | |
betreffenden Hotels liegen, werden also garantiert betroffen sein“, sagte | |
Karrenbauer. | |
Die Stadt müsse signalisieren, „dass sie an die Obdachlosen denkt“, | |
forderte er. „Es kann nicht sein, dass da zwei Tage vor dem Gipfel | |
Sicherheitsbeamte auftauchen und sagen: Du musst jetzt hier aber weg.“ | |
Stattdessen müsse frühzeitig ein ausreichendes Angebot an passenden | |
Alternativen geschaffen werden, das sich unter den Obdachlosen | |
herumsprechen könne. | |
12 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Lena Eckert | |
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